Abschied nach über 250 Jahren Der Bergbau und sein Ende haben das Land geprägt

Der heutige 21. Dezember 2018 geht in die Geschichte ein. Unwiederbringlich endet nach einer über 250-jährigen Tradition der Bergbau in Deutschland. Der Bundespräsident lässt sich live im Fernsehen das letzte Stück geförderte Steinkohle feierlich überreichen, auch die Kanzlerin kommt nach Bottrop.

Kommentar: Der Abschied vom Bergbau
Foto: SZ/Robby Lorenz

Sie wird wohlklingende Worte finden. Eigentlich könnte man auf die Spitzenpolitiker bei der Abschlussfeier getrost verzichten, denn der Bergbau genoss zuletzt herzlich wenig Unterstützung in der Politik.

Nur noch vom Subventionsempfänger war vielfach die Rede, was zu kurz gegriffen ist. Beunruhigen sollte, dass mit dem Ende des Bergbaus auch eine sichere heimische Energieversorgung begraben wird. Beunruhigend auch deshalb, weil Merkel nach dem Reaktorunglück von Fukushima überstürzt auch das Ende der Atomkraft beschlossen hat. Die Erneuerbaren Energien haben es bis heute nicht annähernd geschafft, konventionelle Energieträger zu ersetzen. Deshalb macht sich Deutschland jetzt in der Energiepolitik noch abhängiger  vom Ausland.

Natürlich darf am Tag des Abschieds nicht vergessen werden, dass sich der Bergbau auch viele Feinde gemacht hat, weil die RAG, früher Saarberg, sich über viele Jahre hinweg auch im Saarland wie ein Staat im Staat benommen und Bergbaubetroffene bei der Schadensregulierung häufig geringschätzig behandelt hat, was ein großer Fehler war. Zur Gesamtbetrachtung der Branche gehören aber ebenso zahlreiche positive Aspekte. Der Bergbau hat Deutschland und speziell auch dem Saarland in der Nachkriegszeit zu Wohlstand sowie wirtschaftlicher Stärke verholfen. Er hat Generationen von Saarländern geprägt, ist zugleich ein Aushängeschild für positives soziales Verhalten, für Kameradschaft. Im Bergbau haben Menschen aus verschiedenen Nationen unter Tage friedlich zusammengearbeitet und  zusammengehalten. Geeint durch gefährliche Arbeit unter Tage, von der viele nicht nach oben zurückgekehrt sind. Erinnert sei nur an das Grubenunglück von Luisenthal am 7. Februar 1962 mit 299 Toten.

Deutschland ist zu großen Kraftakten in der Lage. Anders als Großbritannien, das sich von der in den 80er Jahren unter der damaligen Premierministerin Margaret Thatcher beschlossenen De-Industrialisierung bis heute nicht erholt hat. Deutschland dagegen hat den Strukturwandel vom Bergbau zu anderen Branchen längst geschafft. Im Saarland etwa ist es nach dem Grubenbeben von Saarwellingen bis zum Ende des Saar-Bergbaus 2012 gelungen, alle Bergleute sozialverträglich in den Ruhestand zu schicken, an andere Standorte zu versetzen oder in anderen Branchen unterzubringen. Was bleiben sollte, ist die Pflege des Kulturgutes mit Bergkapellen, Bergmannsvereinen, Barbarafeiern. Und mit Erinnerungen wie dem Besucherbergwerk Velsen, dem Bergbaumuseum in Bexbach oder dem Rischbachstollen in St. Ingbert. Orte, an denen man weiter erleben kann, wie Menschen im Bergbau gearbeitet haben. Ab heute heißt es nun: Das war einmal.

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