CDU-Rennen um den Parteivorsitz Kein Bewerber hat sich bisher einen Vorteil verschafft

Auf die CDU kommen keine einfachen Zeiten zu. Die Partei ist es nicht gewohnt, in einen Bundestagswahlkampf zu ziehen, in der der Amtsinhaber oder die Amtsinhaberin nicht mehr zur Wahl steht. Außerdem sind der Union zum Teil ihre klassischen Milieus abhandengekommen – in den großen Städten beispielsweise oder in den gutsituierten bürgerlichen Kreisen haben die Grünen viel Boden gut gemacht.

 Hagen Strauss

Hagen Strauss

Foto: SZ/Robby Lorenz

Schwer wiegt auch, dass sich die CDU ohne Angela Merkel als Zugpferd die Zustimmung der Bürger neu erarbeiten muss. Denn aus Dankbarkeit wird niemand gewählt. Erst recht nicht, wenn man das Land dann 16 Jahre regiert hat und sich eventuell der Wunsch nach Wechsel verfestigen sollte. Und bei dieser Gemengelage sind die Corona-Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft noch nicht einmal berücksichtigt.

Bislang hat sich keiner der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz einen echten Vorteil verschaffen können, daran hat auch der „JUPitch“ der Jungen Union nichts geändert. Wer wofür steht, war vorher genauso klar, wie dies nach dem durchaus flotten Format der Nachwuchsorganisation der Fall ist. Tatsächlich Neues hat keiner der Bewerber geboten. Wer auch immer das Rennen machen wird, dessen vordringlichste Aufgabe wird zunächst auch sein, eine womöglich zerrissene Partei wieder zu einen – je knapper das Ergebnis auf dem Parteitag im Dezember in Stuttgart, desto schwieriger wird das werden.

Insofern ist es auch sinnvoll, dann die nächste Unions-Personalfrage möglichst schnell zu klären – die der Kanzlerkandidatur. Denn offene Personalfragen führen nur zu neuen innerparteilichen Kontroversen, die das Bild einer gespaltenen Union verstärken würden. Der Sieger des Wettbewerbes dürfte sich daher gleich zu Jahresbeginn auf den Weg zur traditionellen CSU-Klausur machen, um dort mit der Schwesterpartei und ihrem Vorsitzenden Markus Söder die Kanzlerkandidatur zu klären. So lautet jedenfalls ein inoffizieller Plan, den manch einer in den C-Parteien hegt.

Zwar gibt es auch die, die es lieber sehen würden, die Klärung noch bis Ostern hinauszuschieben, damit der Kanzlerkandidat nicht wie im Hamsterrad parallel zur Kanzlerin agieren muss; damit ihm nicht gleich die Ergebnisse der Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg angehängt werden, wie zum Beispiel SPD-Mann Olaf Scholz das schlechte Abschneiden seiner Partei bei den Kommunalwahlen in NRW. Doch die Stimmung in der Union wird eine andere sein – der Wunsch nach Geschlossenheit ist schon jetzt sehr groß. Die Partei hat es einfach verlernt in den Jahren ihrer Regentschaft, kontrovers zu debattieren und dies auch mal auszuhalten. Deswegen ist eine rasche Klärung der K-Frage wahrscheinlicher.

Der neue Parteichef und mögliche Kanzlerkandidat muss dann verhindern, dass das Ende der Ära Merkel zu sehr als Bruch empfunden wird. Zugleich muss er es schaffen, für eine Art Erneuerung zu stehen. Wie dieses schwierige Unterfangen gelingen könnte, hat noch keiner der Kandidaten verraten.

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