Kanzlerkandidat der Union Warum nur in den Reihen der CDU suchen?

Die Gespräche laufen, die CDU hat die Qual der Wahl. Bisher gilt der Grundsatz: Es wird ein neuer CDU-Vorsitzender gesucht, der dann auch gemeinsamer Kanzlerkandidat von CDU und CSU werden soll. Diese Vorgabe ist mit Blick auf die drei aussichtsreichsten Aspiranten zu eng.

 Werner Kolhoff

Werner Kolhoff

Foto: SZ/Robby Lorenz

Das eigentliche Rennen läuft zwischen Friedrich Merz und Armin Laschet; Jens Spahn hat nur Außenseiterchancen. Wenn das Kriterium ist, jemanden zu finden, der sowohl die Partei eint, als auch für einen Wahlsieg sorgt, sind beide jedoch nicht die beste Wahl. Merz am wenigsten. Als Kanzlerkandidat der Union wäre er das Wiederbelebungsprogramm schlechthin für die SPD. Und ein zusätzlicher Mobilisator für die Grünen. Es ist unwahrscheinlich, dass Merz im Gegenzug Stimmen von der AfD zurückholen kann. Die hat viele frühere Nichtwähler gewonnen, die von der etablierten Politik enttäuscht sind. Für sie ist ein neoliberaler Politiker und Mann des großen Geldes nicht besonders attraktiv. Mit Merz hieße das wahrscheinliche Wahlergebnis: Grün-Rot-Rot. Bundeskanzler Habeck. Merz ist von allen außerdem der ungeeignetste CDU-Parteivorsitzende. Denn er polarisiert auch nach innen. Der Sauerländer erfüllt allerdings zwei Sehnsüchte: Die des konservativen Parteiflügels (und einiger Medien) nach mehr CDU pur in der Innen-, Sozial-, Wirtschafts- und Finanzpolitik. Außerdem stünde er klar für einen Bruch mit der Ära Merkel. Wenn auch nicht gerade für einen Neuanfang. Seine letzten politischen Führungserfahrungen stammt aus dem Jahr 2004, seine politischen Rezepte auch.

Auf Armin Laschet trifft das alles nicht zu. Er leitet einen starken Landesverband, Nordrhein-Westfalen, hat anders als Merz Regierungserfahrung im Ministerpräsidentenamt und ist zur Mitte hin offen. Er könnte die Partei einen. Aber er wäre in den Augen der Wähler so etwas wie Merkel auf rheinisch. Nur ein anderer Dialekt, keine andere Politik. Das war ja schon Kramp-Karrenbauers Hauptproblem. Laschet wäre ein guter Parteivorsitzender. Aber kein mobilisierender Kanzlerkandidat.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder leugnet zwar eigene Ambitionen, doch bringt er für einen Wahlkampf so ziemlich alles mit, was Merz-, Laschet- und Spahn-Anhänger eint. Er ist jung, wendig, smart, erfolgreich und stellt in Stil und Inhalt ein klares Kontrastprogramm zu Merkel dar. Er wäre endlich mal ein Kandidat aus Bayern, den man auch im Norden wählen könnte. Er ist nur nicht CDU-Mitglied, kann also nicht ihr Parteichef werden.

Wenn sie bei dieser Bewerberlage ihr Bauchgefühl und die objektive Chancen zusammenbringen will, muss die CDU sich deshalb jetzt von der Erwartung lösen, dass nur ihr eigener Chef ums Kanzleramt kämpfen darf. Auch ein CSU-Vorsitzender leitet eine Partei der Unionsfamilie. Die CDU sollte die Themen nacheinander lösen, so wie Söder es schon gefordert hat. Erst den Vorsitz der Partei. Dann die gemeinsame Kanzlerkandidatur der Union. Sonst ist das Feld zu klein.

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