IAA im Zeichen der Klimakrise Zukunft des Autos liegt auch in den Händen der Politik

Die Zeiten sind vorbei, als die Internationale Automobilausstellung (IAA) glanzvoll und unbeschwert die Zukunft des Fahrens zeigte. Die Proteste gegen „Klimakiller“-Autos, der Rücktritt von Verbandspräsident Bernhard Mattes und die Vorschläge zur Abschaffung der Messe sind Symptome eines enormen Umbruchs.

 Volker Meyer zu Tittingdorf

Volker Meyer zu Tittingdorf

Foto: SZ/Robby Lorenz

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer spricht zu Recht von einer „Problem-IAA“. Sie spiegelt eine Branche zwischen Aufbruchsgeist und Beharrung, die höchst verunsichert ist durch die politische Debatte um Klimaschutz, Verkehrswende, Konsumverzicht, Verbote und Anreize. Dazu kommen die Folgen von Handelskriegen und Konjunkturflaute sowie die Sorge, dass Zehntausende Arbeitsplätze im wichtigsten Zweig der deutschen Industrie verloren gehen könnten.

Nicht ganz, aber weitgehend unumstritten ist inzwischen das Ziel: Die Mobilität muss grüner werden, im Idealfall klimaneutral. Welche Rolle dabei das Auto spielt, ist offen. Eine geringere als heute, das scheint unvermeidlich, wenn die Großstädte nicht im Autoverkehr ersticken sollen. Für die Menschen auf dem Land werden Autos aber wichtig bleiben. Nur andere als heute müssen es sein. Daran arbeitet die Branche, wie auf der IAA zu sehen ist. Wie wurde vor Jahren gelästert, dass die Autobauer, gerade die deutschen, die Elektromobilität verschlafen. Sie sind längst aufgewacht. Die Hersteller verfolgen aber keine einheitliche Linie. Gemeinsam ist ihnen nur, dass sie mehr oder minder intensiv die Abkehr vom Verbrennungsmotor betreiben. VW setzt mit der ID-Reihe alles auf die Karte Elektroautos, andere wie Daimler oder BMW stellen sich breiter auf, bieten neben E-Autos viele Hybride und verfolgen die Wasserstoff-Technik weiter.

Daneben bleiben in irritierendem Umfang die alte Technik und die alten Muster des Größer, Schneller, Schicker. Der Widerspruch zu den Umweltzielen ist offenkundig. Er lässt daran zweifeln, dass es die Branche ernst meint. Man kann es aber auch anders sehen. Das konventionelle Geschäftsmodell ermöglicht erst die Milliarden-Investitionen in alternative Antriebe und grüne Mobilität. Und es schafft Luft für einen Wandel in den Autowerken.

Die Widersprüchlichkeit ist auch Ausdruck der Unsicherheit. Werden Millionen Kunden bereit sein, 30 000 Euro und mehr für ein Elektroauto auszugeben, wenn ein vergleichbarer Verbrenner weniger als 20 000 Euro kostet? Und dann die Unwägbarkeiten der Politik: Bei einem weiter schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur und der Ökostrom-Erzeugung wird das nichts mit ökologischen Elektroautos. Werden aber Innenstädte für SUV gesperrt, hohe CO2-Steuern erhoben oder gar Autos mit Verbrennungsmotor ganz verboten, reicht das aktuelle Tempo des Wandels nicht. Mit anderen Worten: Der Verlauf der gesellschaftlichen Debatten über den Weg zu einer klimaneutralen Mobilität entscheidet vermutlich stärker über das Auto der Zukunft und die Zukunft des Autos als die Autobauer. Und es geht nicht nur um die Politik in Deutschland, sondern in Europa und vor allem in den USA und China – den wichtigsten Märkten der Autobranche.

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