Corona-Krise Eine Rückkehr zur Normalität ist noch nicht in Sicht

Gerade an Ostern ist das Virus allgegenwärtig. Nicht nur, weil Gottesdienste ins Netz verlegt werden müssen oder traditionelle Besuche von Verwandten ausfallen. Auch viele Gespräche am Telefon oder direkt am Tisch im Familienkreis dürften nur ein Thema kennen: Wie lange sollen wir noch auf Sparflamme leben?

 Stefan Vetter

Stefan Vetter

Foto: SZ/Robby Lorenz

Wann ist das endlich alles vorbei?

Die Worte der Bundeskanzlerin unmittelbar vor den Feiertagen klangen da eher zwiespältig. Leise Hoffnungsschimmer auf der einen Seite, Mahnung zur Geduld auf der anderen. Und auch die Wissenschaft sendet ja unterschiedliche Signale aus. Manche Forscher sagen, noch gut zwei Wochen wie gehabt durchhalten, dann dürfte das Gröbste überstanden sein. Wieder andere plädieren gar noch für eine Verschärfung der Einschränkungen, um Corona in den Griff zu bekommen. Insofern liegt auch falsch, wer glaubt, politische Entscheidungen würden jetzt nur noch an die Fachwelt delegiert. Zweifellos kann sie Ratschläge erteilen, aber ersetzen kann sie die Politik nicht. Entscheiden müssen Bund und Länder schon selbst.

Nach wie vor gibt es keinen Impfstoff gegen das neuartige Virus. Auch können augenscheinlich kerngesunde Menschen den Erreger übertragen. Das sind die grundlegenden Unterschiede im Vergleich zu „normalen“ Grippewellen, weshalb sich auch eine Verharmlosung verbietet. Sicher kann man die Aussagekraft von Zahlen bezweifeln. Etwa die der bekannten Infektionen, denn die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Entscheidend bleibt jedoch, ob das Gesundheitssystem in Deutschland die Zahl der Erkrankten bewältigen kann, anstatt wie in anderen Staaten vor der schrecklichen Wahl zu stehen, welches Leben wegen der begrenzten Kapazitäten noch zu retten ist und welches nicht. Hier gibt es leider noch keine Entwarnung. Die Zahl der Todesfälle war zuletzt sogar wieder gestiegen. Die weitere Entwicklung ist also immer noch unkalkulierbar.

Schon deshalb wird eine Rückkehr zur Normalität wohl noch länger auf sich warten lassen. Zugleich ist aber auch klar, dass die Restriktionen schon in naher Zukunft zumindest gelockert werden müssen, um einen wirtschaftlichen Totalzusammenbruch zu verhindern. Vor diesem Spagat stehen Bundes- und Landespolitiker, wenn sie wie angekündigt gleich nach Ostern über den weiteren Fahrplan beraten. Sie haben sich selbst in Zugzwang gesetzt, denn nach ihrer Verabredung gelten die allgemeinen Beschränkungen nur noch bis eine Woche nach Ostern. Derzeit sieht es ganz danach aus, als würde vieles davon auch darüber hinaus in Kraft bleiben. Abstand halten und sorgfältiges Händewaschen ist dabei sicher noch die geringste Übung.

Im Zweifel ist eine dosierte Rückkehr ins normale Leben erträglicher als ein rascher Vollbetrieb, der zwar Euphorie entfacht, aber alles bisher Erreichte womöglich gleich wieder zunichtemacht. Die Folge wären noch härtere Einschnitte als jetzt. Und das hält auf Dauer erst recht keiner aus. Allen Geduldsappellen zum Trotz.

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