Kanzlerin und CDU-Chefin Das Bündnis von Merkel und Kramp-Karrenbauer zeigt Risse

Es gibt kein Zerwürfnis zwischen Angela Merkel und mir.“ Dieser Satz wird Annegret Kramp-Karrenbauer eventuell mal einholen. Spätestens, wenn die Saarländerin ihre angestrebte Kanzlerkandidatur ad acta legen muss.

Bündnis von Merkel und  Kramp-Karrenbauer zeigt Risse
Foto: Robby Lorenz

Dann wird nicht nur gefragt werden, warum es AKK vergeigt hat. Sondern auch, wann Angela Merkel welche unrühmliche Rolle dabei spielte. Schließlich holte die Kanzlerin Kramp-Karrenbauer als ihre Kronprinzessin nach Berlin. Der Satz könnte sich dann als ein wenig blauäugig entpuppen. Oder vielleicht sogar als falsch.

Zum jetzigen Zeitpunkt kann freilich noch nicht von einem Zerwürfnis die Rede sein, also von einem Bruch der politischen und menschlichen Beziehung zwischen Merkel und AKK. Wie einst bei Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble. Allerdings gibt es Hinweise, dass das Fundament des Damenbündnisses ein paar Risse erlitten hat. Mehr noch, man setzt sich gegenseitig Nadelstiche. Die eine, um ihre noch vorhandene Macht zu verdeutlichen; die andere, um ihren Machtanspruch wieder klar zu untermauern. Trotz aller Pleiten der vergangenen Monate.

Die Debatte über die zwei Flugzeuge, als Merkel die Ministerin nicht in ihrer Maschine mit in die USA nehmen wollte, mag für Kramp-Karrenbauer „absolut befremdlich“ gewesen sein. Aber auch die CDU-Chefin weiß, dass solche Dinge nicht zufällig geschehen, schon gar nicht, wenn anderes vorher verabredet war. Merkel hat mal kurz gezeigt, wer noch das Sagen hat, zulasten ihrer Nachfolgerin im Parteivorsitz, die auch Verteidigungsministerin ist und an ihrem Kabinettstisch sitzt. Ohne großen Aufwand, aber mit viel Wirkung. Dessen ist man sich im Kanzleramt bewusst gewesen. Wer anderes glaubt, ist politisch naiv.

AKK wiederum lud am Sonntagabend ihre Stellvertreter zu sich ein, um wichtige Dinge für die Ausrichtung der CDU zu besprechen. Nun bekleidet Merkel kein Parteiamt mehr, und vielleicht war sie sogar ganz froh, nicht eingeladen worden zu sein. Deswegen darf man das nicht ganz so hoch hängen. Aber die Kanzlerin ist nach wie vor diejenige, von der erwartet wird, dass sich CDU-Politik im Regierungshandeln widerspiegelt. Im Kontext der Diskussion um die zwei Flugzeuge hätte sich Kramp-Karrenbauer eigentlich im Klaren darüber sein müssen, wie der Vorgang in der öffentlichen Wahrnehmung bewertet werden würde – als kleine Retourkutsche.

Das alles kann man nun als Spielchen abtun. Aber solche Spielchen können in der Politik große Folgen haben. Merkel und AKK marschieren schon länger nicht mehr im Gleichschritt, was vor allem an den Versuchen der CDU-Vorsitzenden liegt, sich von der Politik der Kanzlerin und damit auch von Merkel als Person zu emanzipieren. Das Werkstattgespräch zur Flüchtlingspolitik hinterließ den den größten Riss im Fundament des Bündnisses. Kramp-Karrenbauers Pannen haben dann bei Merkel zu Zweifeln geführt, ob sie tatsächlich die Richtige ist. Bis heute ist das spürbar. Wozu das – jenseits von Nadelstichen – noch führen wird, ist allerdings offen.

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