Der Terror von Barcelona Angst wäre die falsche Antwort auf den Terror

Das Ferienland Spanien erwachte nach der Terrorserie in Barcelona und im katalanischen Urlaubsort Cambrils im Schockzustand. Und mit der traurigen Gewissheit, dass eine gut organisierte islamistische Terrorzelle in der Lage war, trotz großer polizeilicher Sicherheitsmaßnahmen im touristischen Herzen der Nation zuzuschlagen.

Der Terror von Barcelona: Angst wäre die falsche Antwort auf den Terror
Foto: SZ/Robby Lorenz

Das Ferienland Spanien erwachte nach der Terrorserie in Barcelona und im katalanischen Urlaubsort Cambrils im Schockzustand. Und mit der traurigen Gewissheit, dass eine  gut organisierte islamistische Terrorzelle in der Lage war, trotz großer polizeilicher Sicherheitsmaßnahmen im touristischen Herzen der Nation zuzuschlagen.

Die bittere Erkenntnis nach diesen Attentaten lautet: Es gibt keine totale Sicherheit. Auch nicht in Spanien, das seit Jahren bei den Reisenden als friedliche Urlaubs­­oase galt. Vor allem diesem Ruf, eine gut bewachte Ferienfestung zu sein, hatte es das südeuropäische Land zu verdanken, dass der Tourismus zuletzt wie nie boomte. Nicht wenige Urlauber, die früher in die Krisenländer Türkei, nach Ägypten oder Tunesien reisten, kamen nun nach Spanien, um ruhige Ferien zu verbringen.

Dass es auch in Spanien akute Terrorgefahr gab, wurde gerne verdrängt. Millionen Touristen vertrauten darauf, dass die spanische Polizei durch ihre vielen vorbeugenden Schläge die Lage unter Kontrolle hatte. In der Tat haben die spanischen Anti-Terror-Fahnder in Sachen Rasterfahndung und Kommunikationsüberwachung sehr viel mehr Kompetenzen als ihre Kollegen in den meisten Nachbarländern. Auch deswegen sind zuletzt in kaum einem anderen EU-Land so viele islamistische Terrorverdächtige festgenommen worden  wie in Spanien.

Erst Ende Juni war auf Mallorca eine vierköpfige Terrorzelle aufgeflogen, die konkrete Anschlagspläne hatte: Wenigstens einer der Mallorca-Terroristen hatte eine Messer-Attacke geplant. Die Polizei fand Verbindungen der Gruppe zu jenen Attentätern, die im November 2015 den Pariser Konzertsaal des Bataclan-Theaters stürmten und mit Kalaschnikows und Handgranaten 90 Menschen töteten. Nicht erst dadurch weiß man, dass auch Spaniens Terrorszene international gut vernetzt ist.

Nachdem sich nun leider auch Spanien in den Kreis der europäischen Länder einreihen musste, die in jüngster Zeit vom blindwütigen Terror getroffen wurden, ist vor allem Eines zu wünschen: Dass die zynische Rechnung der Terroristen, die in Ferienländern wie Spanien Angst säen wollen und nicht zufällig mitten der Urlaubshochsaison und in der Tourismus-Hochburg Barcelona zuschlugen, nicht aufgeht.

„Wir haben keine Angst“, riefen zehntausende Menschen am Freitag in Barcelona. Dieser Ruf muss zweifellos noch sehr viel lauter ertönen. Denn der Kampf gegen den Terror beschränkt sich nicht nur auf die Arbeit der Sicherheitskräfte, die glücklicherweise in der Nacht zum Freitag im Ferienort Cambrils Schlimmeres verhüten konnten. Es ist auch eine gesellschaftliche Herausforderung, dem Terror nicht nachzugeben. Spanien lieferte schon mehrmals Beispiele für Zivilcourage: Etwa nach dem islamistischen Terroranschlag am 11. März 2004 oder der im langen Kampf gegen die baskische Terror-Organisation Eta. Zweifellos werden die Spanier auch aus der jüngsten bitteren Terrorlektion die richtigen Schlüsse ziehen.

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