Vierter Pavillon Das Saarbrücker Museum und eine Art Happy End

Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende. Mit diesem Bonmot im Kopf haben die Saarländer überhaupt keine andere Wahl, als den umstrittenen Erweiterungsbau der Saarbrücker Modernen Galerie als gelungen zu feiern. Denn sonst ginge eine beispiellose zehnjährige „Skandalbau“-Geschichte in die Verlängerungsrunde. Das kann keiner wollen, selbst die hartnäckigsten Gegner nicht.

Vierter Pavillon: Das Saarbrücker Museum und eine Art Happy End
Foto: SZ/Robby Lorenz

Zur neuerlichen Kontroverse hat hier sowieso keiner mehr die Kraft. Architekten und Städteplaner haben sich wundgerieben am „Betonklotz“, Parlamentarier in zwei Untersuchungsausschüssen müde gekämpft. Vier CDU-Kultusminister, darunter Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, holten sich imageschädigende Blessuren. Nur einer nicht: Ulrich Commerçon (SPD). Er übernahm vor fünfeinhalb Jahren die Rettung des als unrettbar verkorkst geltenden Bauprojektes, es war eine Art Himmelfahrtskommando. Heute lässt Commerçon Anzeigen schalten mit dem Slogan: „Gewuppt!“ Wie immer man diese Selbstfeier bewertet – es stimmt: Der Minister kann stolz sein auf sein Krisenmanagement. Ja, wir im Saarland können bauen!

Eigentlich müsste man Commerçon als Helden feiern, wäre da nicht ein unspektakulärer Baukörper samt schlammfarbener Putz-Fassade. Der Neubau kann nicht verleugnen, dass er als nur vierter Preis aus einem Wettbewerb hervorging und dass man ihm die versprochene „Glitzerhaut“ aus Kostengründen verweigerte.

Wie ein architektonisches Juwel funkelt dieser Würfel nicht, trotz der mutigen Idee der Architekten Kuehn Malvezzi, einen Künstler in den Prozess zu involvieren, um Bau samt Umfeld in ein „Gesamtkunstwerk“ zu verwandeln. In der Kunstszene dürfte das für Furore sorgen, aber für die Bürger wird der große Wurf nur mit viel Vorwissen erfahrbar. Ein Museum als Kopfsache, statt als Augen- und Herzsache? Ganz falsch. Nicht die Hülle, die Kunst ist hier Ereignis. Sie reißt mit.

Kann die neue Moderne Galerie ihren kulturpolitischen Auftrag erfüllen? Man wollte mit diesem für zeitgenössische Bespielungsformate tauglich gemachten Haus das Saarland kurzschließen mit der Aufbruchstimmung in der Region, wollte glänzen neben dem Mudam in Luxemburg und dem Metzer Centre Pompidou. Die haben Vorsprung in der Marken-Positionierung und mehr Geld. Doch das Saarbrücker Museum hat jetzt nicht nur räumlich einen Quantensprung gemacht, das Haus wirkt verjüngt und atmet freier, ohne dass man ihm eine „Verpoppung“ aufgezwungen hätte. Das kann sich  Museumschef Roland Mönig ans Revers heften.

Nach dem Anfangs-Run bei freiem Eintritt erwartet das Team die Mühen der Ebenen. Bereits jetzt lässt sich vorhersagen, dass ohne frechere Vermarktung, ohne wagemutigere Event- und Ausstellungskonzepte die flottgemachte Moderne Galerie sehr bald wieder sehr altbacken aussehen wird. Kurz: Das Museumsteam muss eine dynamischere Gangart entwickeln. Denn ob am Ende alles gut wird, auch für den Kultusminister, und ob die 39 Millionen Euro nicht doch als fehl­investiert gelten werden, darüber entscheidet letztlich der Zuspruch.

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