100 Jahre Oktoberrevolution Tod und Terror im Namen der kommunistischen Idee

Die russische Revolution vor 100 Jahren hat die Welt verändert. Ihre Auswirkungen sind bis heute zu spüren. Ein Grund zu feiern, ist das aber nicht. Die Revolution brachte ein verbrecherisches, totalitäres Regime hervor, die brutale Diktatur einer Parteikaste mit skrupellosen Machthabern an der Spitze. Lenin, Stalin, ihre Nachfolger und ihre Parteigänger sind für Tod und Unterdrückung von Millionen Menschen verantwortlich. Und wo auf der Welt Revolutionäre den russischen Vorbildern nacheiferten, etablierte sich bald ebenfalls eine Schreckensherrschaft.

100 Jahre Oktoberrevolution: Tod und Terror im Namen der kommunistischen Idee
Foto: SZ/Robby Lorenz

All dies geschah im Namen der kommunistischen Idee. Die Revolutionäre sahen sich als Vollstrecker einer zwangsläufig voranschreitenden Entwicklung hin zu einer egalitären Gesellschaft, in der Fabriken, Maschinen, Grund und Boden allen gehören. Ein neuer Mensch sollte geformt werden. Der himmelschreiende Gegensatz von arm und reich sollte verschwinden.

Doch wo immer sich ein Land auf dieses Experiment einließ, folgte ein Desaster. Die Kennzeichen sozialistischer Staaten sind immer die gleichen: die Herrschaft einer Clique privilegierter Funktionäre, Machthaber, die überall Feinde wittern und darauf mit Spitzel-Systemen und Gewalt reagieren, sowie Zwangskollektivierung des Privateigentums und eine staatlich-gesteuerte Planwirtschaft, die allgemeine Armut erzeugt. Aktuelles Beispiel ist Venezuela, wo Präsident Maduro und seine Gefolgsleute das Land in den Ruin führen.

In den roten Ein-Parteien-Diktaturen geht die Freiheit unter. Die Unterdrückung lähmt die Menschen, sie schafft aber die Sehnsucht nach Freiheit nicht aus der Welt.  Daran scheiterte am Ende die im Gefolge der roten Revolution 1917 errichtete sowjetische Diktatur und ihrer bis in die Mitte Europas reichenden Ableger.

Trotzdem wirken die Jahrzehnte kommunistischer Herrschaft auf verblüffende und erschreckende Weise fort. Sie haben Spuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen. Viele sehnen sich nach einem Staat, der sich um alles kümmert, und einem starken Herrscher, der für Ordnung sorgt. Sie wünschen sich die Geborgenheit einer die Gesellschaft vereinenden, nun nicht mehr kommunistischen, sondern national geprägten Ideologie. Freiheit ist anstrengend und birgt Risiken. Autoritäres Denken hat Konjunktur, nicht nur, aber gerade dort, wo einst die Kommunisten herrschten, zum Beispiel in Russland, in Polen oder Ungarn – und auch in Ostdeutschland. Die freiheitliche Demokratie hat längst nicht den Sieg in der Geschichte davongetragen. Sie muss stets um Zustimmung kämpfen.

Genau wie auch der Kapitalismus. Er bringt in vielen Ländern nur ganz wenigen unverschämten Reichtum, verschafft zu wenigen ordentlichen Wohlstand und lässt viele in erschütternder Armut. Die Idee des Kommunismus fasziniert daher immer noch viele wegen der Vision, daran etwas zu ändern. Echte Verbesserungen versprechen aber nur Reformen der Marktwirtschaft und der Sozialsysteme, aber nicht eine rote Revolution. Was sie anrichtet, hat das 20. Jahrhundert auf abschreckende Weise gezeigt.

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