Droht Krieg um Nordkorea? Auch bei Kims Nordkorea helfen nur Verhandlungen

Nordkorea hat mit Erfolg eine Interkontinentalrakete getestet. Mit Alaska liegt jetzt erstmals ein US-Bundesstaat in Reichweite der Atombomben von Diktatur Kim Jong-un. Auf dem G20-Gipfel in Hamburg stehen die Staats- und Regierungschefs unter Druck, Handlungsfähigkeit zu beweisen. Doch vermutlich werden sie in ihrem Aktionismus die falschen Forderungen aufstellen.

Nordkorea hat mit Erfolg eine Interkontinentalrakete getestet. Mit Alaska liegt jetzt erstmals ein US-Bundesstaat in Reichweite der Atombomben von Diktatur Kim Jong-un. Auf dem G20-Gipfel in Hamburg stehen die Staats- und Regierungschefs  unter Druck, Handlungsfähigkeit zu beweisen. Doch vermutlich werden sie in ihrem Aktionismus die falschen Forderungen aufstellen.

 Schon jetzt fordert US-Präsident Donald Trump von China auf Twitter ein härteres Vorgehen gegen Kims Regime. Dort hatte Trump dem jungen Diktator bereits gedroht, dass er es nicht so weit kommen lassen werde, dass Nordkorea eine Interkontinentalrakete zur Einsatzreife bringt.

 Es liegt nahe, nun noch härtere Sanktionen zu fordern. Trump wirft China vor, nicht genug zu tun, um den Handel mit Nordkorea zu unterbinden. Ein chinesisches Geldinstitut, die Bank of Dandong, muss bereits mit Strafen der Amerikanern rechnen. Die Bank soll Geld für Nordkorea gewaschen haben.

Wenn die Chinesen die Grenzen dichtmachten, wäre Nordkorea effektiv isoliert. Kim würde sehr schnell erhebliche Probleme bekommen, denn die Nahrungsproduktion dort reicht oftmals nicht aus – es droht Hunger. Nordkorea produziert zudem keine fortschrittliche Elektronik und nicht die nötigen Ersatzteile für importierte Maschinen. Die Engpässe wären im Reich Kims sehr bald offensichtlich.

Doch die Folge wäre eine fundamentale Destabilisierung des Landes, die keiner will – außer vielleicht Trump. Südkorea hat kein Interesse an einem Zusammenbruch des Nachbarn. Eine Wiedervereinigung wäre für den wohlhabenden Süden enorm teuer. Zudem haben sich beide Länder völlig auseinandergelebt. Die Bewohner des Nordens verehren die Kims als Götter. Südkorea erfreut sich dagegen einer sehr lebendigen Demokratie. Sowohl Südkorea als auch Nordchina würden von Flüchtlingsströmen überrannt, wenn Kim seine Bevölkerung nicht mehr ernähren kann. China sorgt sich um den letzten kommunistischen Nachbarn. Japan fürchtet, das Ziel eines Verzweiflungsangriffs zu sein. Die ehemalige Kolonialmacht steht auf der Liste der Feinde Nordkoreas ganz oben.

 Eine bessere Option wären Verhandlungen mit Kim, die substanzielle Angebote als Gegenleistung für Abrüstung beinhalten. Kim müsste seinen informellen Status als Atommacht nicht aufgeben, behielte einige Bomben, aber unter Aufsicht. Wenn der Lebensstandard sich in seinem Land verbessert, dann könnte er es mehr öffnen, was die Chance auf einen Friedensprozess beinhaltet. Bisher sieht es aber eher so aus, als ob der entscheidende Akteur – Donald Trump – eher einen harten, verständnislosen Kurs anstrebt. Er mag dabei außenpolitisch instinktlos wirken – die von Nordkorea bedrohten Länder registrieren es jedoch als positiv, dass die USA sich immerhin des Problems energisch annehmen. Sie sehen es auch mit Genugtuung, dass der Druck auf China wächst, Nordkorea zur Besinnung zu bringen.

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