Kommentar Kampf gegen die Radikalisierung

Paris · Wer radikale Kräfte bekämpfen will, braucht die Polizei. Wichtiger aber ist eine gute Bildung und gute Zukunftschancen für junge Menschen.

Kommentar: Kampf gegen die Radikalisierung in Frankreich
Foto: SZ/Lorenz Robby

Natürlich kündigt Emmanuel Macron an, die Polizeikräfte zu verstärken. Das muss der französische Präsident nach der brutalen Enthauptung eines Lehrers in der Nähe von Paris fordern. Traurige Gewissheit ist aber, dass sich solche Morde auch mit mehr Einsatzkräften auf den Straßen kaum verhindern lassen. Im Alltag unauffällige, radikalisierte und oft auch wirre Einzeltäter werden immer eine große Gefahr bleiben.

Vielversprechender ist es, das Problem an den Wurzeln anzugehen. Die Radikalisierung junger Menschen muss schon im Ansatz unterbunden werden. Als eine der größten Gefahren in Frankreich hat Macron hier zurecht den islamistischen Separatismus ausgemacht, den es zu bekämpfen gelte. Natürlich erhalten die Behörden deshalb in Zukunft mehr Befugnisse, um etwa Vereine aufzulösen. Das reicht aber nicht, um das Leben in Parallelgesellschaften zu verhindern.

Zentraler Bestandteil im Kampf gegen die Radikalisierung von jungen Menschen ist die Bildung. Aus diesem Grund wird in Frankreich in Zukunft der Hausunterricht für Kinder ab drei Jahren nur noch die Ausnahme sein. Doch das ist nur der erste Schritt, benötigt werden auch mehr Sozialarbeiter, bessere Freizeitangebote in den sogenannten Problemvierteln rund um die großen Städte und auch bessere Berufsaussichten für die Jugendlichen aus diesen Banlieues.

Der Kampf gegen die Radikalisierung ist schwierig und die Erfolge sind nicht von heute auf morgen zu sehen. Hetzer und Hassredner auf allen Seiten werden unterdessen versuchen, brutale Anschläge wie diesen in Paris für ihre Zwecke zu nutzen. Die demokratische Gesellschaft aber darf sich nicht spalten lassen. Die Menschen müssen auf diesem mühsamen Weg zusammenhalten und für die friedliche und freiheitliche Grundordnung einstehen – egal welcher Hautfarbe oder Religion sie sind.

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