Glosse Bediene dich selbst

Früher war der Kunde angeblich König – auch wenn der Umgangston mit ihm oft eher auf einen abgesetzten König kurz vor dem Schafott schließen ließ.

Aber jetzt ist er offiziell sein eigener Sklave. Das wird verbrämt als Selbstbedienung. So muss er nicht nur sich selbst am Flughafen einchecken und sich in einigen
Restaurants das Essen an den Tisch tragen, ohne sich selbst Trinkgeld zu geben. Auch im Supermarkt gibt es immer mehr Selbstbedienungskassen, an denen er höchstens mit sich selbst ein Schwätzchen halten kann. Möglicherweise ist das der Grund, warum laut einer Umfrage nur 39 Prozent solche Kassen nutzen und nur 18 Prozent sie mögen.

Bleibt nur zu hoffen, dass das nicht weiter ausufert. Sonst muss sich der Mensch bald selbst ärztlich untersuchen, selbst behandeln – und falls das nicht klappt, selbst den Namenszettel an den Zeh hängen und sich bestatten, solange er es noch kann. Aber hier schnell die Selbstermahnung: So düstere Gedanken sind unangebracht. Denn natürlich ist auch der modernen Gesellschaft noch etwas heilig, ja, es wird sogar beweihräuchert. Die häufigste Form ist allerdings die Selbstbeweihräucherung.

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