Glosse Überall zieht’s

Früher sorgten Deutsche im Ausland oft für Verwunderung, weil sie überall feststellten: „Hier zieht’s!“ Aber nun ist der kalte Hauch in deutsche Wohnräume gedrungen – denn 82 Prozent der Bundesbürger lüften im Kampf gegen die Pandemie.

Und manche tun das mit solchem Eifer, dass sie eine Daunenjacke anziehen und eine Pudelmütze aufsetzen, um auf dem Sofa nicht vor Kälte zu schlottern.

Vielleicht handelt es sich auch um eine unbewusste Ersatzhandlung. Denn wenn Reisen nicht möglich ist, lässt sich wenigstens so die eiskalte Klimaanlage im südlichen Hotelzimmer simulieren. Oder es werden Erinnerungen wach an undichte Fenster einer britischen Pension. All das kann sich der Daheimgebliebene mit geschlossenen Augen vorstellen. Und er sollte sie nicht öffnen.

Denn tränende Augen gehören zu den Beschwerden, die deutschlandläufig auf Zugluft zurückgeführt werden – ebenso wie Muskelverspannungen und versehentliche Nüchternheit nach Alkoholgenuss. Aber manche überrumpeln den Feind auch mit einer ausgefeilten Taktik, quasi dem Lüftungspräventivschlag: Denn bevor die frische Luft ungebeten in ihre Räume eindringt, gehen sie lieber an die frische Luft.

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