(Kein) John Wayne in der Bahn Nicht mehr breitbeinig

Würde John Wayne heute S-Bahn fahren, er hätte es schwer. Denn in Berlin sollen Männer vom breitbeinigen Sitzen abgehalten werden, dem „Manspreading“. Das scheint unsensibel.

Ist doch gerade diese Sitzform eine letzte Hommage an die Zeiten, als der Mann noch vom Pferd stieg. Heute hat er immerhin die weite Prärie des Bahnsteigs hinter sich gelassen, im Idealfall auch den Fahrkartenautomaten bezwungen. Da kann die Coolness doch beim Betreten des Waggons nicht einfach zusammenfallen wie ein Kartenhaus! Und der Pferdesattel, den er jetzt imaginär neben sich hat, heißt in der modernen Welt eben Nebensitz.

Außerdem ist der Macho im ÖPNV in seinem Balzverhalten ansonsten eingeschränkt. Er kann keinen Motor aufjaulen lassen, den Ellenbogen nicht aus dem Fenster hängen lassen. Da bleibt – analog zum Federnspreizen des Pfaus – nur noch das Beinespreizen, um zu zeigen: Ich bin so toll!

Und vielleicht steckt dahinter in Zeiten der Pandemie sogar Rücksichtnahme: Denn wenn Männerbeine so viel Platz einnehmen, halten sie Mitfahrer damit auf Abstand.

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