Glosse Laufen vor dem Frühstück

Der moderne Mensch wird ständig aufgefordert, seine Komfortzone zu verlassen. Selbst wenn er diese noch gar nicht gefunden hat. Deswegen kommt er bisweilen auf abstruse Ideen – und geht etwa vor dem Frühstück joggen.

Für den Körper ist das, sofern völlig ungewohnt, ein gewaltiger Schock. Denn ohne die vorher so wichtige Phase des Wachwerdens läuft er fast schlafwandlerisch umher.

Möglicherweise sollten ungewohnte Frühjogger in ihrem Getaumel daher für Autos, Fahrräder, Passanten und andere Verkehrsteilnehmer gekennzeichnet werden. Denkbar wäre etwa eine Warnweste mit einer Eule drauf und dem Hinweis „Eigentlich Nachtmensch.“ Dann wissen alle, sie müssen mit völlig unberechenbarem Verhalten rechnen, gegen das ein Wildwechsel noch rational ist. Besondere Obacht ist dabei geboten, wenn der ungewohnte Frühjogger sich langsam dem Ende seiner Tour nähert. Denn plötzlich wird ihm klar, dass er dem heiß ersehnten Kaffee sehr nahe ist – dann kann er aus dem Stand noch mal unverhofft an Tempo zulegen. Und bei dieser Phase handelt es sich nicht um die Brunftzeit, aber um eine fast ebenso gefährliche: die Brunchzeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort