Glosse Intro statt Retro

Früher war „Retro“ in – der glückliche Umstand, dass zwischenzeitlich unmodische Vorlieben wieder angesagt sind. Doch jetzt ist „Intro“ das neue „Retro“.

Wer nämlich introvertiert ist, kommt mit der Pandemie besser zurecht, hat eine Studie der Universität Leipzig ergeben. Vermutlich weil jemand, der nach innen gekehrt ist, schon früher und ohne Not erkannt hat: Der Mensch ist dem Menschen ein Nervkeks. Draußen sowieso, im Job immer und zu Hause erst Recht.

Sollte jemand also das Ausgehen oder das Gedränge in vollen Einkaufszonen nicht vermissen, ja vielleicht nicht mal den üblichen Freizeitstress, ist er ein Verdachtsfall. Aber er war vor der Studie möglicherweise zu introvertiert, um seine Introvertiertheit überhaupt zu bemerken. Und viel zu gestresst davon, es den Mitmenschen recht zu machen – oder wie „Intros“ sagen: diesen Stressfaktoren auf zwei Beinen.

Natürlich sollte er sich nicht „outen“, das wäre kontraproduktiv. Zudem könnte ihn jemand „schüchtern“ oder „wunderlich“ nennen. Und das träfe inhaltlich zu, ist aber eindeutig zu retro.

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