Glosse Wolf im Wald

Die Natur wird dem Stadtmenschen immer unheimlicher. Umso wichtiger also, dass er sich dort auf alle Eventualitäten vorbereitet. Etwa auf die unverhoffte Begegnung mit einem Wolf im Wald.

„Nicht hinterherlaufen, nicht füttern und Jungtiere nicht anfassen“, rät etwa der Naturschutzbund Deutschland. Und Rotkäppchen würde vermutlich ergänzen: Dem Wolf auch keine Fragen stellen! Denn darauf reagiert er, gerade wenn als Großmutter verkleidet, oft sehr ungehalten oder mit Anfällen von Frustessen.

Zudem könnte ein Wolf im Großmutterkostüm heute auch ein verirrter Ganzjahres-Karnevalist oder ein Wildtier mit Fetisch-Vorlieben sein. Beides ist vorbehaltlos zu akzeptieren – und lautes Staunen wirkt da schnell diskriminierend.

Insgesamt aber scheint es doch eher unwahrscheinlich, dass der Mensch im Wald dem Wolf begegnet. Und falls er diese Erfahrung doch sucht, kann er sie so ähnlich auch in der Großstadt machen, ja manchmal sogar im Büro. Denn dort ist der Mensch dem Menschen ein Wolf. Wenn das aber deutlich wird, denkt er oft: „Ich glaub, ich steh’ im Wald.“

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