Glosse Unordnung zahlt sich aus

Ordnung ist das halbe Leben, hieß es früher. Wer aber die andere Hälfte zuerst ausgiebig genoss, ist in der jetzigen Situation ganz klar im Vorteil.

Denn wenn in Kellern, Schränken und Schubladen völlige Unordnung herrscht, ergeben sich nun wochenlange sinnvolle Freizeitbeschäftigungen in der Isolation. Papiere ausmisten, Bücher neu ordnen, Kästen und Kartons beschriften und Dinge nach ungeklärten Prinzipien von einer Ecke der Wohnung in eine andere tragen, geben dem Chaoten das Gefühl, sein Leben ausgerechnet jetzt im Griff zu haben.

Hätte er das alles schon vorher in seiner Freizeit erledigt, würden sich dagegen nun endlose Zeitfenster des Nichtstuns öffnen – und sich womöglich Langeweile einstellen. Zusätzlich auch noch getrübt von dem Gefühl, die frühere Freiheit mit Aufräumen regelrecht vergeudet zu haben.

Das führt dann, wenn man die Gedanken ein wenig ordnen will, unwillkürlich zu der Erkenntnis: Ordnung ist so schön, dass man sie sich aufsparen muss für die schlechten Zeiten. Und wenn man auf die noch wartet, ist es auch in Ordnung.

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