glosse Sommerbaustelle

Der Sommer hat, trotz seiner exzentrischen Hitzewellen, immer noch einen guten Ruf. Und davon zehren nicht nur Sommerkleid und Sommerwein. Sondern auch die Sommerbaustellen.

Denn dieses Wort klingt so luftig-leicht und durchlässig, dass mancher gar nicht gleich merkt: Hier komme ich nicht voran! Das ist ähnlich wie mit der Sommergrippe, die auch leichter wirkt als ihr schüttelfröstelndes Winter-Pendant. Deswegen ist es höchste Zeit für weitere Umbenennungen.

Warum etwa nennt die Bahn die Züge, in denen die Klimaanlagen ausfallen, nicht einfach „Sommerzüge“? Ein Stau auf der Autobahn ist nur eine „Sommerkolonne“, eine Auseinandersetzung in den Ferien nur ein „Sommerstreit“.  Längst weiter ist da die Politik, die Sommerlochthemen völlig unabhängig von der Jahreszeit aufgreift. Hauptsache, sie lenken vom Wesentlichen ab.

Aber das ist ein Sommergedanke, der auf den Intellekt nur halb angerechnet werden kann. Denn auch bei den Daheimgebliebenen geht der Verstand manchmal allein in den Sommerurlaub – und keiner weiß, wann er wieder zurückkommt. Vermutlich blockiert ihn eine Sommerbaustelle.

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