Glosse Pandemie am Bildschirm

Ich bin kein ausgeklügelt Buch, ich bin ein Mensch mit seinem Widerspruch“, heißt es bei Ferndiand Meyer (1825 -1898). Dabei kannte der Schweizer Dichter und Novellist durch die Ungnade der frühen Geburt noch nicht einmal die widersprüchlichste Menschen-Unterart: den Zuschauer.

So will dieser zum Beispiel laut einer Studie in Fernsehserien nicht an die aktuelle Corona-Pandemie erinnert werden. Andererseits ist er aber auch irritiert, wenn die Darsteller sich dort hemmungslos umarmen und auch sonst keinen Abstand halten  oder Maske tragen. Es verhält sich also zwischen Mensch und Fernseher wie in vielen Beziehungen: Wie es auch ist, ist es falsch.

Doch damit noch längst nicht genug der Widersprüchlichkeit: Gerade diejenigen, die das Programm am meisten kritisieren, sitzen abends immer wieder gebannt vor dem Fernseher. Nicht-Seher dagegen beschweren sich selten, wollen aber gleichzeitig in der Pandemie nicht ans Fernsehen erinnert werden. Denn die Sieben-Tage-Präsenz immer derselben Schauspieler und Politiker ist gefühlt über 100 und eine Notbremse nicht in Sicht.

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