Glosse In den Schlaf lesen

Vorlesen ist ein Segen und ein Fluch. So bekommen viele als Kinder Bücher vorgelesen, damit sie einschlafen. Doch diese Einschlafhilfe schlägt, wenn sie erwachsen sind, wie ein Bumerang zurück.

Denn dann denken sie abends im Bett über ihrem Buch: „Hilfe, ich schlafe ein!“ Und danach gar nichts mehr. Wegen dieser akuten Schlafanfälle, auf die die Vorlese-Zuhörer früh konditioniert werden wie Hunde aufs Leckerli, können sie später oft nicht mehr als ein paar Seiten am Stück lesen. Und selbst davon behalten sie nur Bruchstücke, da die letzten Absätze in den Halbschlaf übergehen. Nur wenige Bücher schaffen es, mit Spannung oder bewegenden Geschichten den kritischen Einschlafpunkt auszutricksen. Sind dann aber oft so aufregend, dass der Lesende danach überhaupt keinen Schlaf mehr findet. Auch das ist nicht erwünscht.

Wie also können es Leseratten schaffen, ihr Vergnügen mit einem optimalen Schlafrhythmus zu koordinieren? Braucht es vielleicht Bücher mit integriertem Wecker? Oder mit Spannung, die sich pünktlich wegdimmt? Antwort könnte theoretisch ein Ratgeber liefern. Aber bis zum entscheidenden Tipp bleiben sie wohl leider nicht wach.

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