Glose Hohe Fehlerkultur

Viele Veranstaltungen sind abgesagt. Doch immer wenn sich eine Kulturtür schließt, öffnet sich eine neue – die zur Fehlerkultur.

So fordert Hessens Innenminister Peter Beuth eine neue Fehlerkultur bei der Polizei, die SPD-Fraktionsvorsitzende Nancy Faeser wirft der Landesregierung eine mangelnde Fehlerkultur vor. Dabei wird gar nicht klar, was die Fehler kulturell da bieten sollen.

Offenbar reicht nicht mehr das Fehler-Improvisations-Tanztheater, wo mit Menuett-artiger Geste auf die Versäumnisse der anderen gezeigt wird. Dabei eignet sich das multimedial, ist es doch in der Politik oft ganz großes Kino.

Stattdessen angesagt sind nun offenbar eher reimlose Fehlergedichte: „Es ist meine Schuld, ich hab’s vermurkst“ (Verfasser unbekannt). Zeitgemäß wäre auch ein Fehler-Kabarett: Denn wenn jeder über seine eigenen Pannen lacht, ist er Künstler und Publikum in einer Person – coronakonformer geht es nicht.

Und in den neuen Zeiten der Fehlerhochkultur glänzt am Ende dann der, der besonders viel falsch macht. Denn er kann mit Fug und Recht behaupten: „Ich bin kulturbeflissen.“

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