Glosse Der Schlaf des Nordens

Aber ich kann länger als Sie“, heißt es triumphierend beim Eintauchen zweier Herren im legendären Badewannen-Sketch von Loriot. Und ähnliches könnten die Norddeutschen behaupten – zumindest über das Schlafen.

Denn 86 Prozent aller Nordlichter schlafen laut einer Umfrage unter der Woche mindestens sechs Stunden und schnarchen sich damit bundesweit auf Platz eins. Über die Gründe allerdings kann nur spekuliert werden: Ist es die nahe Seeluft? Die für die Seele so beruhigend flache Landschaft? Der durchgängige Gruß „Moin“, der die Tageszeiten verschwimmen lässt? Oder die verlockende Aussicht für die angeblich eher schweigsamen Nordlichter, längere Zeit nicht mit anderen reden zu müssen – gemäß dem Motto: „Wer schläft, sabbelt nicht“?

Erfahrene Norddeutsche ahnen aber auch, dass dem vielleicht nur ein interkulturelles Missverständnis zugrunde liegt. Denn ein Niedersachse, Schleswig-Holsteiner oder Hamburger, der vor schlechtem Wetter die Augen verschließt und dabei außergewöhnlich ruhig bleibt, schläft möglicherweise gar nicht. Sondern ist einfach nur er selbst.

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