Glosse Der frühe Lebkuchen

Es war schon wie ein Ritual: Alle Jahre wieder klagten die Menschen meist im August über viel zu frühe Lebkuchen und Spekulatius in den Supermarkt-Regalen. Aber in diesem Jahr bleibt es zum ersten Mal  merkwürdig still.

Denn zu Corona-Zeiten ist es keinesfalls unmäßig, bereits jetzt Weihnachtsgebäck einzukaufen. Nein, ganz im Gegenteil: Es scheint sogar geradezu verantwortungsvoll, ja fast heldenhaft! Zeigt es doch, dass man in Deutschland gelernt hat, vorausschauend zu konsumieren und die Zahl seiner Supermarkt-Gänge somit zu reduzieren. Dass man sich für eine mögliche Quarantäne rüstet, in der man sich allein von Süßigkeiten ernähren könnte (Soul Food!). Und dass man sich im Lockdown auf das wirklich Wichtige beschränken kann: Lebkuchen.

Auch beim Erwerb ungewöhnlich großer Weihnachtsgebäck-Mengen handelt es sich keinesfalls um Hamsterkäufe, wissen erfahrene Spekulatius-Spekulanten. Sondern um Investitionen in Einzelhandel und Hüftspeck – und gerade letztere sind schließlich erwiesenermaßen auch noch nachhaltig.

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