Glosse Das Leben als Besprechung

Die Lebenserwartung steigt – und manche glauben, das liege am medizinischen Fortschritt. Doch die Wahrheit ist vermutlich: damit in ein Leben mehr Besprechungen hineinpassen.

Zwar muss sich der Mensch von der Wiege bis zur Bahre nicht in jeder Phase gleichermaßen viel besprechen – zumal er in ganz jungen Jahren nur wenige Worte beisteuern kann. Deswegen spricht man von glücklicher Kindheit. In mittleren Jahren aber holt er all das auf. In Meetings, Konferenzen, Brainstorming ... Na gut, es gibt noch Aktivität zwischen den Besprechungen. Aber diese sind wohl nur dadurch gerechtfertigt, dass sie Stoff für Besprechungen bieten. Und das macht Hoffnung: Denn mögen viele Jobs auch durch die Digitalisierung ausfallen, lässt sich doch allein dieser Umstand umso ausführlicher besprechen. Und auch dafür braucht es viele Menschen. Manche mögen zwar einwenden, dass etliche Besprechungen gar nichts bringen. Aber das zeigt nur, dass sie den Sinn nicht verstanden haben. Denn das Großartige an Meetings ist ja der daraus entstehende Teufelskreis: Denn aus jeder Besprechung, die nichts bringt, folgen drei Besprechungen, warum das nicht der Fall war.

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