Glosse Jenseits von Ekel

Loslassen gilt zwar als modernes Prinzip, aber „los“ zu sein als Defizit. Schließlich ist niemand gern ahnungs-, hilf- oder arbeitslos. Doch glücklicherweise gibt es eine Lösung, zumindest sprachlich.

Denn das vegane Lebensmittel in burgerähnlicher Form, das jetzt bei einem Discounter angeboten wird, heißt nicht „fleischlos“, sondern „beyond Meat“ . Das bedeutet frei übersetzt etwa „jenseits von Fleisch“ – und eröffnet ganz neue Möglichkeiten!

Schließlich ist es viel attraktiver, über etwas hinaus zu sein, als es einfach nicht zu haben. Wer also keinen Partner hat, ist künftig „beyond love“ oder „Jenseits von Liebe“ – hat also alle potenziellen Kandidaten bereits lässig überholt und hinter sich gelassen. Wer keine Arbeit hat, befindet sich „beyond work“ oder „Jenseits von Fron“. Und beides führt dann vielleicht zum wagemutigen Biss in das Erbsenprotein-Produkt des Discounters. Denn wer einmal „beyond“ ist, ist auch jenseits von Ekel.

Kritiker könnten jetzt zwar einwenden, das alles sei nur Schönfärberei. Diese Einstellung ist jedoch leider „beyond Trend“, also unmodern. Denn was gestern noch Unsinn war, ist heute schon „beyond Reason“, also bar jeder Vernunft.

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