Glosse Am Anfang war das Am

Am Anfang war das Wort, heißt es schon im Johannesevangelium. Aber von der biblischen Bedeutung im Neuen Testament einmal ganz abgesehen macht dieser scheinbar einfache Satz schon ganz deutlich, welches Wort wirklich ganz am Anfang steht: nämlich das „Am“.

Tatsächlich – so zeigt sich bei genauerer Betrachtung immer wieder – ist es unentbehrlich. Ohne es wäre „Amerika, du hast es besser“ nur „Erika, du hast es besser“, wäre Amor lediglich ganz „or“. Erstaunlich bleibt allerdings, wie eine Verwendung des „Am“ sich vom Ruhrgebiet aus regelrecht seuchenähnlich über die ganze Bundesrepublik ausbreiten konnte: das „Am“ vor dem substantivierten Verb. Wie konnte das passieren? Da ist jeder am Nachdenken.

Während ganz Deutschland aber noch am Überlegen, am Nachdenken, am Reflektieren und am Fragen ist, weiß es im Grunde schon: Auch dieses „Am“ wird sich mutmaßlich gegen alle möglichen Kritiker durchsetzen. Denn wann gewöhnt sich der Mensch an alles? Die Antwort ist völlig eindeutig: am Ende. Also „Am“. Ende.

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