Glosse Aktiv sitzen

Ich will einfach nur hier sitzen“, sagte einst der Mann im Loriot-Sketch zu seiner Frau. Das funktionierte damals schon nicht, heute aber noch weniger. Denn der Sitzende soll im Zeitalter der Daueroptimierung „aktiv sitzen“.

So sollen Menschen etwa im Büro während des Sitzens öfter die Haltung wechseln und sogar mal aufstehen, raten Experten. Die einzige Erholung, die der Arbeitsplatz bietet, nämlich das Hinflegeln in den Stuhl, wird also auch noch in Frage gestellt. Was soll das? Würde der Mensch sich bewegen wollen oder können, ginge er schließlich spazieren und nicht arbeiten.

Na gut, für den Rücken mag das Gehampel eventuell förderlich sein. Aber eigentlich ist das wirklich zu viel verlangt. Schließlich sind Haltungswechsel ja im Beruf schon oft genug erforderlich – etwa beim Wechsel von Chef oder Firmenstrategie. Und mancher fühlt sich bisweilen sogar, als ob er mit dem Rücken zur Wand steht – das muss zum Thema Aufstehen einfach mal reichen.

Außerdem ist beim Sitzen auch Delegieren gefragt, und das sogar in der Freizeit. Denn mancher sitzt da zwar immer noch passiv. Hat aber aktiv einen sitzen.

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