Glosse Entsorgen durch Verschenken

Der Frühjahrsputz ist wie das Frühjahr noch in weiter Ferne. Aber damit später überhaupt geputzt werden kann, muss mancher erst mal entrümpeln. Und da gibt es die neue Variante: Entsorgung durch Verschenken.

Auf Nachbarschaftsportalen verschenken Menschen viele Dinge, die sie selbst nicht mehr behalten möchten, aber niemand kaufen würde. Natürlich immer nur an Selbstabholer, sonst müssten sie das alte Möbelstück oder überflüssige Gerät ja noch eigenhändig zum Sperrmüll bringen. Auch ungeliebte Weihnachtsgeschenke sollen jetzt mit ein paar Wochen Abstand offenbar diskret entsorgt werden. Weil die neue moralische Regel lautet: „Was du nicht willst, das man dir schenkt, läuft online besser, als man denkt.“

Unverbesserliche Menschenfreunde könnten zwar meinen, das sei nur ein Ausdruck der Gesellschaft des Teilens. Das stimmt natürlich – mit der Einschränkung: Es wird am liebsten das geteilt, was keiner haben möchte. Und der ultimative Beweis: Wer die Kritik daran mit anderen teilen will, wird schnell merken: Das kann er sich schenken.

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