Glosse Eine Pflanze namens Agnes

Manche Alleinlebende fragen sich derzeit, ob sie in der doch nicht selbstgewählten Isolation schon wunderlich geworden sind. Aber glücklicherweise gibt es darauf eindeutige Antworten von unumstrittenen Experten.

So geben einige Verhaltensweisen tatsächlich Anlass zur Besorgnis: etwa häufiges Aufräumen oder Fensterputzen, auch wenn überhaupt kein Besuch kommt und kommen darf. Das ist so, als schminke man sich im Home Office. Glücklicherweise scheint diese sinnlose Hyperaktivität aber therapierbar zu sein, zum Beispiel durch fünf Wochen Herumschlunzen.

Gar nicht seltsam dagegen ist es dagegen, den Zimmerpflanzen Namen zu geben. Schließlich gebietet es die Höflichkeit, sie morgens zu begrüßen. Allerdings wäre es nach Jahren des vertrauten Zusammenlebens merkwürdig distanziert, die Sukkulente auf der Fensterbank wissenschaftlich „Aeonium Arboreum“ zu nennen und nicht einfach „Agnes“. Und wer jetzt trotzdem stutzt: Diese Ansicht wird von einem hoch qualifizierten Experten vertreten. Er ist grün, hat große Blätter, und der Kaktus nennt ihn „Doktor“.

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