Glosse Depressive Fliegen

Meinung · Manche glauben, Fliegen hätten es gut. Schließlich können sie vor allem Ärger wegfliegen und leben so kurz, dass sie sich über ihre Altersvorsorge keine Gedanken machen müssen. Aber die Lage ist komplizierter. So haben Neurobiologen der Uni Mainz nachgewiesen, dass anhaltender Stress bei Fruchtfliegen einen depressionsähnlichen Zustand auslösen kann. Dann fliegen die Insekten zwar nicht gleich gezielt dem Fliegenfänger entgegen. Aber ihre Stimmung hat, wie beim Menschen, Auswirkungen auf das Balzverhalten, kann aber durch Zucker verbessert werden. Wenn also die Fliege um den Apfel herumsurrt, hat sie vielleicht nur Liebeskummer.

Fragt sich, ob die Fruchtfliege auch außerhalb des Versuchslabors gestresst ist – und wenn ja, wodurch. Möglicherweise schlägt es ihr aufs Gemüt, dass die Menschen so wenig Obst essen. Vielleicht fühlen sie sich unter Druck, weil sie in ihrem kurzen Leben so viel Fortpflanzung und Abfall unterbringen müssen – beides lässt sich nicht immer unter einen Fühler bringen. Oder sie verzweifeln doch am Menschen. Denn wenn sie ihm nahekommen, stellen sie oft fest: Der hat eine Klatsche.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort