Büttenrede Charlotte foppt die Rathausstürmer

Noch tun Bier, Sekt und Wein ihre Wirkung. Aber bald kommen die Rathausstürmer zu sich. Und dann erwartet sie eine böse Überraschung.

Büttenrede: Charlotte foppt die Rathausstürmer
Foto: SZ/Roby Lorenz

Der Narr erwacht mit dickem Kopf noch auf der Schreibtischplatte.

Wo ist denn die Belegschaft bloß, die hier das Sagen hatte?

Britz ist weg und Latz ist’s auch,

froh über der Narren Brauch,

endlich an die Macht zu wollen.

Nur möchten die sich, wie seit Jahr’n, in Kürze wieder trollen.

Dann wartet auch auf große Narren die Werkbank, der PC.

Und am Mittwoch tut ja auch der Schädel nicht mehr weh.

Nur eines ist jetzt wirklich dumm. Frau Britz drehte den Spieß herum, beschloss schon vor dem Sturm aufs Amt, ihm
künftig fernzubleiben.

Und ihren Nachfolgern im Haus nur Karten noch zu schreiben.

Verfasst an gold’nen fernen Stränden, wo rauscht das blaue Meer.

Wo rote Zahlen ganz weit weg, die Kasse niemals leer.

An ihrem neuen Lieblingsort

sind Schulden und die Sorgen fort,

ist weg das Rumgemecker.

Statt trock’ner Akten warten dort    die Cocktails kühl und lecker.

Wo sie nun ihre Zeit verbringt, entspannt in Wind und Sonne,

ist Sicherheit kein Thema mehr,

welch Freud’ und welche Wonne.

Da muss sie nicht mehr streiten mit dem Land um Polizisten,

von denen, statt daran zu spar’n, doch viel mehr da sein müssten.

Was nutzen Leut’ vom Ordnungsamt mit neuem Etikett?

Wo doch ein echter Freund und Helfer mehr zu sagen hätt’.

Stadtpolizei stünd’ auf dem Hemd, ging’s nach der CDU.

Mehr zu tun gäb’ es dann auch. Und das fast immerzu.

Im frischen Blau die Stadtmontur wirkt heut’ doch schon adrett.

Doch macht die weder Kämpferkraft noch richtige Waffen wett.

Der Kommunale Ordnungsdienst hält sauber unsere Stadt.

So’n Denkzettel für Müllsünder sein Gutes ja auch hat.

Nur wenn’s dann wirklich brenzlig wird, gibt’s puren Stress anstatt.

Dann kommt die echte Polizei

flott aus der Karcherstraß’ herbei,

mit Blaulicht und Trara,

und wenn es ganz

schlimm zugehen sollt’,

ist noch Verstärkung da.

Der schrägen Einfälle noch mehr kommen nicht nur aus der Nähe her. Die Berliner Top-Entscheider
machen reichlich
Bockmist – leider.

Sie verstecken immerzu
die Fehler gern bei der EU.

Schieben Brüssels Bürokraten meist den Schwarzen Peter zu.

Nur dass oft der größte Mist
in Deutschland angerichtet ist.

Was Stromkunden angeblich frommt,

Stadt-Unternehmen nicht bekommt.

Und nach überstand’nen Krisen sind sie wieder in den Miesen.

Ja, Stadtwerke, die wichtig sind, für Bus und Bahn und Bäder,

sie kämen ohne gute Chefs schon längst unter die Räder.

Charlotte Britz muss nun all dies fürwahr nicht mehr verdrießen.

Sie will im närrischen Exil ihr
Leben nur genießen.

Derweil die Narren schreiben schon vor Sehnsucht erste Lieder.

Wir wollen aus dem Rathaus raus, Charlotte, komm bald wieder.

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