Zuwanderung wirkt Erstklässler kratzen an der 1000er-Marke

Neunkirchen · Zuwanderung macht auch in unserer Region mehr Grundschüler möglich. Gute Deutschkenntnisse bleiben aber die große Herausforderung.

 Mit ihren Schulranzen auf dem Rücken und den Zuckertüten im Arm gehen zwei Erstklässler los (Archivbild). Im Kreis steigt die Zahl der Abc-Schützen wieder.

Mit ihren Schulranzen auf dem Rücken und den Zuckertüten im Arm gehen zwei Erstklässler los (Archivbild). Im Kreis steigt die Zahl der Abc-Schützen wieder.

Foto: picture-alliance/ dpa/Frank May

Die Zahl der Schulanfänger steigt im Landkreis Neunkirchen weiter. Die Region kratzt inzwischen wieder an der 1000er-Marke. „996 Kinder gehen am 16. August in die Schule“, rechnet Schulärztin Ruth Wolff vor. Stand am Tag des Gesprächs mit unserer Zeitung, in dem die Schulärztin die Ergebnisse der Untersuchung der Einschulungskinder 2017 auswertet. Minimale Abweichungen seien noch möglich.

„Den Zuwachs haben wir durch zugewanderte Kinder bekommen“, erklärt Wolff (siehe Grafik). „Zum einen durch Zuwanderung von Flüchtlingsfamilien, zum anderen durch Zuwanderung aus überwiegend Osteuropa.“ Einzelne „Exoten“ sind auch darunter: aus den USA, aus Österreich oder aus der Schweiz. Jedes achte der untersuchten Kinder also ist nicht in Deutschland geboren. Im Vorjahr war die Zahl der Schulanfänger im Kreis erstmals seit Jahren wieder gestiegen – auf 940, hier wirkte sich bereits die Zuwanderung aus. Im Jahr davor lag die Zahl bei 910 Schulanfängern – Tiefstand der letzten Jahre.

„Wir haben 1017 Kinder untersucht, 514 Jungen und 503 Mädchen“, sagt Wolff weiter. 899 erhielten problemlos ihre Schulempfehlung (88 Prozent), 57 von ihnen packen vorzeitig ihren Ranzen. 21 Kinder sind zurückgestellt worden, 49 empfahl das Schulärzte-Team die Einschulung mit Unterstützung (Inklusion) oder die Einschulung in eine Förderschule. Die Schulärzte schauen sich die Kinder in der Regel mit Beginn des Vorschuljahres an. Der frühe Blick soll Entwicklungsrisiken oder Verzögerungen frühzeitig aufdecken, um Hilfen anzubieten.

Ein wichtiger Punkt in der Analyse bilden die Sprachkenntnisse Deutsch bei Mehrsprachigkeit. Wolffs Bilanz: „Bei Mehrsprachigkeit ist die deutsche Sprache bei 68 Prozent gut, wenn die Kinder hier geboren wurden, bei 7 Prozent, wenn sie nicht hier geboren sind. Kaum oder keine Deutschkenntnisse haben noch 6 Prozent, wenn sie hier geboren sind, 64 Prozent, wenn sie nicht hier geboren sind.“ Diese zwei Drittel sind viel.

Das weiß auch der Landrat. „Es ist erfreulich, dass die Zahl der Einschulungen angestiegen ist. Der Eintritt in die Schule stellt für alle Kinder ein wichtiges Lebensereignis in ihrer Entwicklung dar. Gerade für neuzugewanderte Kinder ist die Schule der Schlüssel zur Integration“, sagt Sören Meng. „Hier spielt der Spracherwerb eine wichtig Rolle.“ Helfen soll hier auch das Programm „Früh Deutsch lernen“, das die Schulen im Halbjahr vor Schulbeginn Kindern mit wenig Deutschkenntnissen anbieten.

Zurück zu den Untersuchungsergebnissen. Das deutsche System der Zahnprophylaxe könne sich bestätigt sehen, stellt Wolff mit Blick auf ihre Daten-Sammlung weiter fest: „Kinder, die nicht in Deutschland geboren waren, haben mehr als doppelt so oft Karies wie Kinder, die in Deutschland geboren sind.“ In der ersten Gruppe trifft das gut jedes dritte Kind. 65 Jungen und Mädchen schickten die Schulärzte erneut oder erstmals zum Zahnarzt.

Unabhängig von der Herkunft schauen die Experten auch auf Sprachauffälligkeiten, also etwa Satzbau, Wortschatz, Aussprache. 92 Kinder schickten sie deshalb zum Arzt. Insgesamt gingen oder gehen 228 Kinder zum Logopäden, fast jedes vierte. Logopädie gehört zu den vorschulischen Fördermaßnahmen wie auch Integrationsmaßnahmen, Krankengymnastik, Frühförderung, Ergotherapie oder auch Sonderkindergarten. „Insgesamt 541 Maßnahmen bei 346 Kindern“, summiert Wolff zum aktuellen Jahrgang. 76 Kinder waren darüber hinaus wegen schweren Verhaltensproblemen vor Schulbeginn – zum Beispiel ADHS, Einnässen, emotionale Störungen oder Probleme mit Gleichaltrigen – bereits in Behandlung oder wurden von den Schulärzten in Behandlung empfohlen.

Zuwanderung wirkt: Erstklässler kratzen an der 1000er-Marke
Foto: SZ/Astrid Müller
 Schuleingangsuntersuchung im Kreis Neunkirchen

Schuleingangsuntersuchung im Kreis Neunkirchen

Foto: SZ/Astrid Müller

In der Norm bewegten sich die Zahlen auf der Waage. 85 von 100 Kindern haben Normalgewicht. Etwa jedes Neunte zeigt Übergewicht, gut drei Prozent haben Untergewicht. Wolff: „Das entspricht dem allgemeinen Verteilungsschlüssel, nichts Auffälliges.“

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