Saarbrücker Jazzfestival Zukunft des Jazz-Festivals weiter ungewiss

Saarbrücken · Von Oliver Schwambach

 „Saarbrücken braucht ein Jazzfestival“, meint Oliver Strauch, der eine Jazz-Professur an der HfM hat.

„Saarbrücken braucht ein Jazzfestival“, meint Oliver Strauch, der eine Jazz-Professur an der HfM hat.

Foto: Iris Maria Maurer

Nach dem Aus für das Saarbrücker Jazz-Festival (wir berichteten), ist die Situation beim Trägerverein Jazz Syndikat weiter diffus. Nach wie vor warten etliche Musiker auf ihre Gagen. Der alleinige Vorstand des Vereins aber, Wolfgang Krause, ist seit dem Festivalende im November abgetaucht. Es heißt, er habe einen Teil des Etats verspielt. Zudem agierte Krause zuletzt nahezu allein und unkontrolliert. Seine Mit-Vorstände hatten 2016 bereits beziehungsweise im März 2017 ihre Ämter niedergelegt. Seitdem gab es keine Versammlung des rund 150 Mitglieder zählenden Vereins mehr.

Auch die nun für diesen Samstag angesetzte außerordentliche Mitgliederversammlung wurde kurzfristig abgesagt. Der frühere Schatzmeister Gerd Obermeier ließ die Vereinsmitglieder wissen, er könne – aus Gründen des Vereinsrechts – keine Versammlung einberufen, da er kein Vorstand mehr sei. Der so gesehen einzig Handlungsfähige, Wolfgang Krause, rührt sich aber nicht. Schlechte Chancen also für Künstler und Agenturen noch an ihr Geld zu kommen. Die Stadt Saarbrücken, mit 32 000 Euro Jahreszuschuss, Hauptgeldgeber des Festivals (Gesamtetat: 96 000 Euro), werde die Verbindlichkeiten des Vereins nicht übernehmen, hatte Kulturdezernent Thomas Brück (Grüne) bereits erklärt. Allerdings leidet der Ruf Saarbrückens in der Jazz-Szene mit jedem Tag mehr, den diese verfahrene Lage andauert.

Inzwischen mehren sich jedoch auch die Stimmen, die auf eine positive Lösung drängen. „Saarbrücken braucht ein Jazz-Festival“, sagt etwa Oliver Strauch, Professor für Jazz-Schlagzeug an der Saarbrücker Musikhochschule (HfM). Der Musiker, seit langem zu Krause auf Distanz, lobt aber die Resonanz, die das Festival hatte: „Die Leute haben es offenbar geliebt.“ So hat er der Stadt angeboten, mit seinen Erfahrungen als Musiker und Veranstalter bei einer wie auch immer gearteten Fortsetzung zu helfen. Eventuell auch als künstlerischer Leiter: „Die Personaldecke mit Leuten, die hier von sowas Ahnung haben, ist ja nicht gerade groß.“ Für die Musiker hier wie für das kulturelle Angebot Saarbrückens sei ein solches Festival eminent wichtig, meint der Schlagzeuger. Zudem gelte es, die Zuschüsse der Stadt und anderer Geldgeber zu halten. „Was mal verloren ist, holt man so schnell nicht zurück.“

Zuvor brauche man aber eine tragfähige neue Struktur für ein Festival. Aber auch Klarheit über den bisherigen Förderverein. Genau das aber dürfte schwierig werden. Trotz immerhin 150 Mitgliedern engagierte sich neben Krause am Ende kaum noch jemand. Mit der Schulden-Last wird sich erst recht keiner befassen wollen. Und wer auch immer eine Festival-Neustart wagt: Er muss auch gegen den ruinierten Ruf ankämpfen.

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