Interview mit Regisseur Philipp Majer zum Film „World Taxi“ Ein ordentliches Trinkgeld für Karmapunkte

Saarbrücken · In der Doku „World Taxi“ beobachtet der Saarbrücker Regisseur Philipp Majer Taxifahrer aus aller Welt. Am Donnerstag im Filmhaus.

 Der Saarbrücker Regisseur Philipp Majer.

Der Saarbrücker Regisseur Philipp Majer.

Foto: dpa/Lukas Ratius

Für Ihren Dokumentarfilm haben Sie Taxifahrerinnen und Taxifahrer in Bangkok, Prishtina, Dakar, El Paso und Berlin begleitet. Was vereint die Menschen aus diesen so unterschiedlichen Städten und Kulturen?

MAJER Sie sind in gewisser Weise Outlaws, charismatisch und teilen gerne ungefragt Lebensweisheiten mit ihren Gästen. Bambi aus Berlin zum Beispiel ist sehr energisch in ihrer Kommunikation. Sie fährt nur nachts und hat da natürlich ein Publikum, mit dem man anders umgehen muss als mit einer Rentnerin, die zum Arzttermin gebracht werden will. Mamadou aus dem Senegal ist eher ein Entertainer, das merkt man auch an seinem Umgang mit den Leuten. So hat jede Fahrerin, jeder Fahrer seine eigene besondere und direkte Art, auf Menschen zuzugehen, was alle wiederum vereint. Außerdem verbringen alle sehr viel Zeit im Auto, sie kennen jeden Winkel ihrer Stadt. Die Auswahl der Städte folgt aber keinem bestimmten Schema, sondern nach persönlichem Bezug. Das heißt, ich habe Fahrerinnen und Fahrer aus Städten ausgewählt, in denen ich schon einmal war oder ich Bekannte und Verwandte habe, das hat die Recherche wahnsinnig vereinfacht.

Was hat Sie bei den Dreharbeiten am meisten beeindruckt?

  Bambi aus Berlin (Foto) fährt nur nachts Taxi. Die Doku „World Taxi“ erinnert an die Idee des US-amerikanischen Episodenfilms „Night on Earth“ von Jim Jarmusch.

Bambi aus Berlin (Foto) fährt nur nachts Taxi. Die Doku „World Taxi“ erinnert an die Idee des US-amerikanischen Episodenfilms „Night on Earth“ von Jim Jarmusch.

Foto: dpa/--

MAJER Was mich fasziniert hat, war zu sehen, wie dieser Mikrokosmos Taxi belebt und erlebt wird. Für die Fahrerinnen und Fahrer ist das Taxi ein Ort, wo sie sehr viel Lebenszeit verbringen. In deren „Wohnzimmer“ steigen ständig komplett fremde Menschen ein, bleiben 20 Minuten und verlassen das Auto und das Leben der Fahrer wieder. Zu beobachten, wie ähnlich und verschieden dieser Moment in diesen unterschiedlichen Kulturen abläuft, fand ich sehr spannend. Ein persönliches Highlight war der Boxkampf in Dakar. Das Event ging mehrere Stunden mit Auftritten verschiedener Trommelgruppen und dutzenden Vorkämpfen. Die Stimmung im und um das Stadion war unfassbar elektrisierend.

Welche Frage, welcher Kommentar ist ein guter Eisbrecher, um im Taxi ein Gespräch anzufangen?

MAJER Definitiv mit einem Kompliment über das Auto oder einer Frage zu einem persönlichen Gegenstand im Taxi. Das funktioniert in Deutschland weniger, da die meisten kein eigenes Auto verwenden. Aber in anderen Ländern klappt das ganz gut. So habe ich auch Destan aus Prishtina für das Projekt begeistern können: Ich meinte, dass ich selten so einen coolen alten Mercedes Benz 300D gesehen habe, da hat er über das ganze Gesicht gestrahlt.

Von Taxifahrten in unterschiedlichsten Teilen der Welt können wir derzeit nur träumen. Wenn es aber doch wieder geht: Was ist Ihr Tipp, um eine spannende Taxifahrt zu erleben?

MAJER Ich denke es ist wie in vielen Bereichen des Lebens sinnvoll, offen und mit aufrichtigem Interesse in eine Konversation zu gehen. Wie man auf jemanden zugeht, so kommt es meist auch zurück. Und im Taxi herrscht oft, bedingt durch die kurze Zeitspanne, eine besondere Dynamik. Die sollte man ausnutzen, dann teilt der Fahrer, die Fahrerin mit einem auch seine Erfahrungsschätze und die sind enorm. Das sollte am Ende auch mit einem ordentlichen Trinkgeld belohnt werden, das gibt zusätzliche Karmapunkte.

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