King of Rock’n’Roll Wo der King noch ein kleiner Prinz war

Memphis · Zu Besuch im Jugendzimmer von Elvis Presley, als er noch ein ziemlich schüchterner Teenager war.

 Hier träumte einst der junge Elvis Kinder- und Jugendträume – befeuert von bunten Comics.

Hier träumte einst der junge Elvis Kinder- und Jugendträume – befeuert von bunten Comics.

Foto: Sascha Rettig

Graceland ist zwar auch 40 Jahre nach Elvis Presleys Tod immer noch das Pilger-Epizentrum – aber in den Lauderdale Courts in Memphis ist etwas möglich, was in der berühmten Villa nicht geht: Fans können übernachten, wo die spätere Rock’n’Roll-Ikone als Teenager schlief – in der ehemaligen Sozialwohnung der Presleys, die im Stil der frühen 50er wieder (fast) so hergerichtet ist wie einst.

Hier, im Apartment 328 könnte man die Vermieter für ein wenig nachlässig halten; doch dass da noch ein Teller in der Spüle liegt, hat einen Grund. Es ist eine Anspielung auf die berühmten Vormieter dieser bescheidenen 64 Quadratmeter: Die Presleys – Mutter Gladys, Vater Vernon und ihr  sehr schüchterner Teenagersohn Elvis – lebten früher hier, wo die Sozialwohnungen monatlich von der Verwaltung inspiziert wurden. „Und einmal bekam die Familie wegen schmutzigen Geschirrs eine Rüge“, erklärt Alex Lankhite von den Lauderdale Courts die Geschichte hinter dem Teller, als er durch die Wohnung führt, die man sich auf einer einstündigen Tour anschauen kann. Oder wo man auch übernachten kann, am Ort der Teenagerträume des späteren King of Rock’n’Roll.

Von 1949 bis 1953, exakt bis zum Tag vor Elvis‘ 18. Geburtstag, wohnten die Presleys im Apartment-Komplex. Nur wenige Jahre also, bevor Elvis zur Popkultur-Ikone wurde und ein paar Kilometer weiter seine Villa namens Graceland kaufte. Zuvor musste die Familie mit wenig Geld auskommen. Auch die Wohnung bekam sie deshalb zugewiesen, in der heute zwar keine Originalmöbel der Presleys  stehen; die einfache Einrichtung im Stil der frühen 50er konnte aber anhand von Bildern rekonstruiert werden.

Vor allem der Kühlschrank mit der handgeschriebenen Einkaufsliste ist eine kleine Attraktion: Er stammt tatsächlich aus dem Jahr 1951 – und funktioniert immer noch. Obwohl die Presleys zu Dritt hier wohnten, stehen  auf dem Küchentisch nur zwei Geschirrsets.  „Angeblich wollte Elvis sein eigenes Geschirr. Er soll da sehr wählerisch gewesen sein und legte großen Wert darauf, dass es sehr sauber ist“, erklärt Alex Lankhite.

Überhaupt sind die Presley-persönlichen Details in der Ausstattung auffällig. Im Wohnzimmer stehen Familienfotos auf Kommode und Tischchen. Vor allem das Jugendzimmer hält für Fans einige Anspielungen bereit: Da liegt nicht nur eine Gitarre auf dem Bett. Ein paar Comics, wie sie Elvis damals mochte, befinden sich auf einer Kommode gleich neben einem National Geographic. „Elvis  war neugierig aufs Reisen, obwohl er Flugangst gehabt haben soll“, so Lankhite. Selbst ein aufgeklapptes Jahrbuch aus der Humes Highschool wurde aufgetrieben, die lediglich ein paar Blöcke entfernt ist – genau wie die Sun Studios, wo der junge Musiker seine erste Platte aufnahm und schließlich mit seiner Ausnahmeschmelzstimme entdeckt wurde.

Nur das Foto des erwachsenen Elvis mit freiem Oberkörper auf dem Nachtschränkchen? Das scheint doch eher ein Zugeständnis an die Fans zu sein, die auch die weißen Wände mit roten Lippenstiftabdrücken vollgeküsst haben. „Das waren längst nicht nur Frauen, auch Männer legen dafür mal Lippenstift auf“, berichtet der vollbärtige Guide, der schon einiges erlebt hat bei seinen Führungen. Manche Fans weinen, wenn sie die Wohnung betreten. Manche zitterten sogar richtig.

Wer hier übernachtet, kann sich zwischen zwei Schlafmöglichkeiten entscheiden: dem Elternschlafzimmer oder dem schmaleren Bett in Elvis‘ Zimmer, das der größere Raum ist. Nicht weil er so verwöhnt wurde, sondern angeblich wegen seiner Schlafwandelei - denn aus dem Fenster auf dieser Seite im Erdgeschoss wäre er nicht so tief gefallen.

Welch ein glücklicher Zufall im Hinblick auf seine spätere Karriere: Denn eigentlich erlaubten Elvis‘ Eltern ihm nur dienstags am „Whites only“-Abend zur berühmten Beale Street zu gehen. Doch durch das Fenster konnte er sich auch an den anderen Abenden bestens raus schleichen, um zu Zeiten der Rassentrennung den Blueslegenden und der Musik der Schwarzen zuzuhören, die ihn später so sehr beeinflussten. Manchmal saß er wohl aber auch nur auf seinem Fenstersims – im Dunkeln und spielte seine Gitarre.

 Eine Couch zum Wohlfühlen – das Wohnzimmer der Presleys.

Eine Couch zum Wohlfühlen – das Wohnzimmer der Presleys.

Foto: Sascha Rettig
 Die Kusswand für den King wirkt nur mäßig hygienisch.

Die Kusswand für den King wirkt nur mäßig hygienisch.

Foto: Sascha Rettig
 Elvis Presley, der Unsterbliche, der nur 42 Jahre alt wurde.

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Foto: dpa
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