10 Jahre Performance-Gruppe „Die Redner“ „Wir suchen weiter nach Wahrheit“

Saarbrücken · Die Saarbrücker Performance-Gruppe „Die Redner“ feiert 10. Geburtstag in der Sparte4 – dort, wo mit der „JFK-Show“ alles begann.

 Die Redner: Bassist und Multimedia-Künstler Florian Penner (links) und Schlagzeuger Oliver Strauch.

Die Redner: Bassist und Multimedia-Künstler Florian Penner (links) und Schlagzeuger Oliver Strauch.

Foto: Iris Maria Maurer

Zehn Jahre ist es her, dass sich „Die Redner“ zu einer einzigartigen Formation zusammenfanden. Florian Penner (44) war damals noch Student in Media Arts und Design an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK). Schlagzeuger Oliver Strauch (51) war noch nicht Professor an der Saar-Musikhochschule. Zusammen mit dem Saxofonisten und Komponisten Claas Willeke, der 2013 tödlich verunglückte, startete 2007 ein Kunst-Projekt, das von Anfang an völlig neuartig und sehr ambitioniert war, indem es Film und Medienkunst, Live-Musik und Politik in Form bahnbrechender politischer Reden miteinander auf der Bühne verknüpfte.

John F. Kennedy, Willy Brandt und Charles De Gaulle, den französischen Essayisten und politischen Aktivisten Stéphane Hessel, den senegalesischen Dichter und Politiker Léopold Sedar Senghor, aber auch Theologen wie Anselm Grün oder den Islamwissenschaftler Milad Karimi lassen die „Redner“ in ihren Performances zu Wort kommen. Einige der künstlerisch verarbeiteten Reden sind Meilensteine, dann wieder kommen auch „normale“ Menschen zu Wort. Immer geht es um Werte und die großen Fragen rund um Krieg und Frieden, Demokratie, Europa, Religion. Ja, „Die Redner“ haben eine Mission: „Wir wollen mit unserer Kunst Dinge benennen, den Diskurs befördern“, sagt Florian Penner. „Dabei sind wir aber keine Zulieferer, sondern wir schaffen neue Kunsträume jenseits von Sprache und Tagespolitik, immer auf der Suche nach einer neuen Ästhetik“, formuliert es Oliver Strauch. Dafür sind sie mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Medienkunstpreis des Saarländischen Rundfunks oder im Wettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“.

„Kunst kann die Welt verändern“ heißt es auf der Internetseite des Duos, das je nach Produktion mit unterschiedlichen Musikern und Künstlern zusammenarbeitet und sowohl für die Produktionen als auch für die darauf aufbauende Vermittlungsarbeit in Form von „Wahrnehmungs-Workshops“ in Schulen auf Sponsoren angewiesen ist. „Wir haben über die Jahre viele Verbindungen aufgebaut und viel Unterstützung erhalten“, sagt Strauch. So fördern sowohl die Bundeszentrale für politische Bildung als auch die Landeszentrale und das Bildungsministerium die Redner, dazu kommen Stiftungs- und Projektgelder. Und dennoch ist jede Produktion nach wie vor ein finanzielles Risiko.

Dass die Welt sich noch schneller dreht als 2007, ist auch für „Die Redner“ eine Herausforderung, wenn es darum geht, neue Themen zu finden und die sozialen Netzwerke zu nutzen. „Die Gefahr besteht, dass uns bei einem Projekt die aktuelle politische Lage links und rechts überholt“, sagt Strauch. So haben sich die beiden bisher noch nicht festgelegt, welche Redner sie als nächstes be-/bzw. verarbeiten wollen. ,,In unserer vernetzten Welt liegen die Themen Digitalisierung und Demokratisierung bei gleichzeitiger Entdemokratisierung auf der Hand“, so Strauch. Dabei gehe es immer um die Frage nach Lüge und Wahrheit, nach Werten, Hintergründen und Zusammenhängen. Das große und hehre Ziel „Weltfrieden“ – ein zeitloses Thema – mögen „Die Redner“ nicht ad acta legen. „Wir glauben an das Gute“, sagt Strauch, und es klingt nicht mal pathetisch. Auch in kriegerischen Zeiten wie diesen? „Den Frust kann man in der Kunst kompensieren“, schmunzelt Florian Penner.

Und so feiern „Die Redner“ am Mittwoch (15.11.) und Freitag (17.11.) Geburtstag in der Saarbrücker Sparte 4. Nicht als melancholische Rückschau, sondern mit der Präsentation eines Querschnitts aus allen sechs großen Produktionen der vergangenen zehn Jahre. „Wir werden auch weiter nach der Wahrheit suchen“, kündigt Florian Penner an. Lügen im Zeitalter der fake news gibt es schließlich genug.

Karten für das Redner-Jubiläum (15. und 17. 11.) unter Tel. (06 81) 30 92 486.

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