Festival Perspectives Willkommen im „Street Dance Club“

Dieser Tanzabend ist das reine Vergnügen. Willkommen im „Street Dance Club“, hieß es Sonntag (und erneut am Montag) beim Perspectives-Gastspiel im Saarlouiser Theater am Ring vor vollem Haus.

 Foto: Dan Aucante

Foto: Dan Aucante

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In seiner Aufstragsproduktion für das Tanzfestival Suresne Cité (bei Paris) feiert der amerikanische Choreograf Andrew Skeels den Geist und das Lebensgefühl in den New Yorker Ballrooms der 20er/30 Jahre, wo Schwarz und Weiß sich der Rassentrennung zum Trotz gemeinsam amüsierten.

Mitreißend in dieser Nummernrevue mit vier Tänzerinnen und drei Tänzern ist allein schon die Ballroom-Musik. Für sie hat Komponist Antoine Hervé die unverwüstlichen Jazzklassiker von Duke Ellington, Cab Calloway oder Billy Holliday und Scott Joplins „Entertainer“, lediglich ein wenig aufgefrischt und den Gesang weggelassen. Eine kratzende Schallplattennadel zwischen den Titeln sorgt für einen Hauch Nostalgie. Tänzerisch wirkt der Abend ganz heutig, nicht nur weil die Truppe T-Shirts, schlabbrige Hosen und Turnschuh in Asphalt-Tönen trägt. Skeels mischt Swing, Lindy Hop und Charleston – die Tänze der Ballrooms – mit zeitgenössischem Tanz und Hip hop. Mischen ist heute Gang und Gäbe, doch nie sah man diese unterschiedlichen Stile in so gelungen harmonischer Verbindung.

Dem Hip Hop nimmt der Amerikaner alles protzig Machohafte: Wenn ein Tänzer etwa im sogenannten Headspin auf dem Kopf rotieren will, greifen die übrigen liebevoll zu und drehen ihn weiter. Immer wieder lässt Skeels den Gemeinschaftsgeist feiern. Dann agiert die Gruppe, wie in den Revuen der 20er, als wäre sie ein einziger großer Körper. Macht der erste eine Arm- oder Kopfbewegung, setzt sich diese wie eine Welle fort durch die ganze Reihe der Tänzer. Oder man findet sich zu bezaubernden ornamentalen Figuren zusammmen, die an Blumen oder radschlagende Pfauen erinnern.

Zwischen den Gruppen-Nummern können die allesamt formidablen Tänzerinnen und Tänzer auch zu dritt, zu zweit oder als Solist ausreichend zeigen, was sie können. Ob elegisches Pas-de-Deux, Hip-Hop-Solo mit viel Humor oder ausgelassenes Lindy-Hop-Quartett - die Stimmungs- und Formationswechsel sind dramaturgisch perfekt austariert. Das Ganze wird auch hervorragend ins Licht gesetzt: Farblich wechselnder Nebel als Hintergrund und präzise Ausleuchtung lässt die Körper der Tänzer wie Skulpturen hervortreten. Nichts lenkt hier ab von der Bewegung, der Energie, die sie über die Rampe bringen. Das Publikum in Saarlouis klatschte nach jeder Nummmer begeistert und wollte am Ende gar nicht mehr aufhören. Es fehlte nur noch eine Party vor Ort, die Tanzlust des „Street Dance Club“ war nämlich höchst ansteckend.

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