Wie sich Thomas Brussig die DDR wieder neu erfindet
Saarbrücken · Immer wieder wird Thomas Brussig nach dem "großen Wenderoman" gefragt. Das ärgert ihn. Warum fragt keiner nach dem "kleinen"? Also hat er ihn geschrieben: "Beste Absichten" heißt er und erzählt die Geschichte der fiktiven Ostrockband "Die Seuche". Brussig verkauft sie uns als größte unbekannte Band der DDR. Weil die Musiker keine offizielle "Spielerlaubnis" haben, treten sie mit ihren Punksongs nur im privaten Kreis auf.
Brussigs Erzähler wird Manager der Band und in Anspielung an Brian Epstein (den Macher der Beatles) nur "Äppstiehn" genannt. Schon allein der Gedanke, in Kulturhäusern anzurufen und zu fragen "Wollt Ihr die Seuche haben?", bereitet ihm Wohlbehagen. Denn eins ist in der DDR doch klar: "Ohne Musik ist das alles nicht auszuhalten." Als die Gruppe so richtig durchstarten will, kommt eine Kleinigkeit dazwischen: die Wende. Anfangs machen die Mitglieder das Beste daraus. - Der "große Wenderoman" ist "Beste Absichten" nicht. Muss er aber auch gar nicht sein. Ist es doch gerade die unverblümte Naivität, die Brussigs Bücher so charmant macht. Hier lügt einer das Blaue vom Himmel herunter und erfindet sich die DDR neu als wildes Absurdistan. Brussigs kurzweiliger Tonfall aber wirkt so, als hätte er das Buch mal eben ins Diktiergerät gesprochen.
Thomas Brussig: Beste Absichten. S. Fischer, 190 Seiten, 18 €.