Wenn die Königin der Nacht eine Geige ist

Saarbrücken · Dass die Saarbrücker Kammerkonzerte immer wieder Überraschungen aus dem Hut zaubern, hat sich bei Kennern herumgesprochen. Am Sonntag betraf das nicht nur die Künstler, die Wiener Kammersymphonie, sondern auch deren Programm. Mozarts "Zauberflöte" mit sattem Streicherklang statt der Posaunen und Geigen-Spiccato statt Papagenos Glockenspiel - damit begann das Konzert in der Musikhochschule in Saarbrücken. Die vor zweihundert Jahren entstandene Adaption für Streichquintett bot den jungen Musikern (den Geigerinnen Vira Zhuk und Aya Georgieva, dem Bratschisten Wolfram Fortin, dem Cellisten Sergio Mastro und dem Kontrabassisten Felipe Medina) Gelegenheit, der grässlichen Riesenschlange und dem bibbernden Tamino, den drei Damen und dem schrulligen Papageno musikalische Gestalt zu verleihen und dennoch virtuose Variationen einzustreuen. Zugleich genoss man, die Koloraturen der Königin der Nacht einmal unangestrengt, nämlich von der Ersten Geigerin zu hören.

Respektabel, wie das Ensemble dann für Ernst Kreneks "Sieben leichte Stücke" von 1955 Klang und Artikulation änderte. So gerieten die kurzen Miniaturen zu einem besonderen Genuss. Ein zweiter Mozart, "Die Entführung aus dem Serail", lockte nun auch die Bratsche aus der Mittelstimmen-Reserve. Deutlich wurde, wie gut die Primaria es versteht, Charaktere zu skizzieren, die von ihren Partnern aufgegriffen werden. Das galt besonders für die abschließenden "Märchenbilder" von Erich Wolfgang Korngold, die von der Einfallsfülle des Oscar-gekrönten Hollywoodkomponisten geradezu bersten. Die begeisterten Zuhörer versuchten redlich, über die leeren Plätze hinweg zu applaudieren. Wer nicht da war, hatte viel versäumt.

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