Was uns Zimmer so sagen: Ein Autor schläft in 100 Hotels

Saarbrücken · Über 100 Hotelzimmer, in denen er zwischen 2013 und 2016 schlief, hat der uns als tauglicher Alltagsnachsteller bekannte Schriftsteller David Wagner ("Meine nachtblaue Hose", "Vier Äpfel") in einem schmalen Band porträtiert. In kurzen, oft nicht mal eine Seite langen, impressionistischen Steckbriefen hält er fest, welches Farbenspektrum die Böden, Tapeten und Vorhänge abdecken; wie die Nacht- und Schreibtische beschaffen sind; welcher Wandschmuck wie beleidigt; wieviel Heimeligkeit oder Moderne die Badezimmer verströmen; welche Nachgiebigkeit die Betten zeigen. Wagners knappe Zimmerinspektionen zeigen den am Detail (Hygiene- und Schreib-Accessoires!) geschulten Blick: Mal verliebt er sich in Kleiderbügel "mit breiten Schulterrundungen" (Gästezimmer des Goethe-Instituts Paris), mal registriert er einen "mit blauem Samt und goldener Zopfborte besetzten Papierkorb" (Parkhotel Am Schänzchen, Andernach), mal ärgert er sich, dass es nur Shampoofläschen und keine Seifenpäckchen gibt (Hotel Motel One, Saarbrücken). Aufs Ganze bleibt Wagner damit literarisch unter seinen Möglichkeiten. Aber in den Nachtlektürekanon von Hotels ließe sich das Bändchen schon aufnehmen.

David Wagner: Ein Zimmer im Hotel. Rowohlt, 128 S., 18,95 €.

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