Saarbrücken Was uns Bienen und Hummeln über uns sagen

Saarbrücken · (cis) Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass weltweit immer mehr Bienenstämme gefährdet sind und damit letztlich auch wir, weil es an Bestäubern von Nutzpflanzen fehlt. Insoweit wundert es nicht, dass zuletzt gleich drei neue Bücher über Bienen und Hummeln auf den Markt kamen: „Die Honigfabrik“ von Jürgen Tautz/Diedrich Steen (Gütersloher Verlagshaus), Thomas Seelys „Auf der Spur der wilden Bienen“ (S. Fischer) und Dave Goulsons „Die seltensten Bienen der Welt“ (Hanser). In Letzterem geht es zwar vornehmlich um Hummeln. Entgegen landläufiger Annahmen sind sie aber ebenso wichtig wie Bienen. Tomaten etwa sind gänzlich auf sie angewiesen, wie der britische Insektenforscher in seinem launig geschriebenen Buch ausführt. Parasiten, Pestizide und unsere großflächigen Monokulturen dezimieren die Populationen auf alarmierende Weise. In acht Kapiteln beschreibt Goulson seine (im besten Sinne spleenige) Suche nach seltenen Exemplaren – ob auf den Hebriden oder auf einem Militärübungsgelände im britischen Salisbury, dem blumenreichsten Kalkwiesengebiet Westeuropas. Am Aufschlussreichsten ist das Kalifornien-Kapitel, in dem Goulson die Kommerzialisierung der Hummelzucht nachzeichnet. Nachdem ein belgischer Bienenliebhaber in den 80ern die Dunkle Erdhummel als ideale Tomatenbestäuberin ausmachte, setzte eine Massenzucht ihrer Nester ein, deren Import nach Nord- und Südamerika dortigen Wildpopulationen durch so eingefangene Erreger bis heute zusetzt. Längst mieten kalifornische Bauern Bienenstöcke und lassen sie erst Mandel- und dann Apfel- und Kirschplantagen bestäuben. Manche Stöcke legen im Jahr 20 000 Kilometer zurück, auf Lastwagen quer durch die USA. Ließen die Bauern nur acht Prozent der Anbauflächen brachliegen und dort Wildwiesen gedeihen, könnten mehr Bienenstämme überleben, so Goulson. Auch könnten sich natürliche Räuber wie Laufkäfer und Schwebfliegen ansiedeln, die Schädlinge dezimierten, wodurch die Erträge steigen würden. Fromme Wünsche.

Dave Goulson: Die seltensten Bienen der Welt. Ein Reisebericht. Hanser, 304 Seiten, 22 €.

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