Konzert in Saarbrücken Was genau ist denn ein „Social-Media-Konzert“?

Saarbrücken · Der Pianist Martin Tchiba lädt zu einem besonderen Konzert nach Saarbrücken, „mit basisdemokratischer Dimension“.

   Martin Tchiba, der 1982 in Budapest zur Welt kam und seit 1985 in Deutschland lebt.

Martin Tchiba, der 1982 in Budapest zur Welt kam und seit 1985 in Deutschland lebt.

Foto: Funke Foto Services/FUNKE Mediengruppe

Im Dunst der Skandale um „Fake News“ und Facebook will Martin Tchiba ein Leuchtzeichen setzen: „Ich möchte die sozialen Netzwerke auf eine positive, kreative, konstruktive Weise nutzen und etwas kulturell Gehaltvolles schaffen, das nur mittels dieser Netzwerke möglich wird“, sagt der international aktive Klassikpianist (1982 in Budapest geboren), der das „Social-Media-Klavier-Konzert“ aus der Taufe hob. „Netzwellen“ lautet der Hashtag am Donnerstag, 20 Uhr, im Großen Sendesaal auf dem Halberg: Bei der Live-Übertragung auf SR-2 Kulturradio (Moderation: Nike Keisinger) sitzt Tchiba am Klavier, und die Zuhörer können via Facebook und Twitter „einige Aspekte des musikalischen Geschehens mit beeinflussen“. So bekomme „das Ganze eine basisdemokratische Dimension“, sagt er: „Die Mitmach- beziehungsweise Mitentscheide-Möglichkeit verändert die Perspektive auf das Kunstwerk und auch das Kunstwerk an sich: Alles gerät in Bewegung!“ Musiker täten grundsätzlich gut daran, „außermusikalische Phänomene mit einzubeziehen und darüber zu reflektieren“; die Gattung des Social-Media-Klavier-Konzerts sei nun „ein absolutes Novum“.

Ihre Live-Premiere feierte Tchibas Idee 2017: Sein erstes Media-Event „WIReless“ in der Düsseldorfer Tonhalle fand ein erfreuliches Echo. Nun die zweite Ausgabe in Saarbrücken, die selbstredend intensiv über Twitter & Co. vorbereitet wurde: „Der Aufruf war, ein neues, speziell für das Saarbrücker Konzertprojekt komponiertes Klavierstück zu posten – diese Stücke werde ich am Donnerstag uraufführen“, sagt Tchiba. „Weitere Bedingung war, dass alle Stücke auf ein von mir komponiertes Klavierstück, das ‚Ur-Stück‘ des Projekts, musikalisch reagieren sollten, oder alternativ auf ein anderes für ‚Netzwellen‘ geschriebenes Stück eines anderen Komponisten.“

Aus diversen Ländern, sogar aus den USA, seien Beiträge eingegangen und auch von Autoren mit Saarbrücker Bezug: Karola Obermüller und Ulrich Ludat sind wie Tchiba selbst Absolventen der Saar-Musikhochschule (HfM). Ferner erklingen Noten von Peter M. Hamel, Helmut Zapf, Sarah Nemtsov, Gerhard Stäbler und Michael Denhoff. Außerdem will der Komponist Norbert Laufer die Sendung von seinem Düsseldorfer Atelier aus verfolgen und als Reaktion auf die erste Dreiviertelstunde die Noten einer „Instant-Komposition“ ins Netz stellen – Tchiba wird sie vom Tablet abspielen. Neben „alten Hasen“ bindet der Social-Media-Pianist auch Teenager ein: Mit Hilfe ihrer Smartphones durften Schülerinnen und Schüler (Alter: 16 bis 17 Jahre) des Hochwald-Gymnasiums Wadern und der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule Kaiserslautern drei Klavierstücke verfassen – als Kompositionshilfe lieferte Tchiba „winzige musikalische Bausteine“. Aus seiner eigenen Feder schließlich stammen zwei sogenannte „Challenges“ für die erwähnte Zuhörereinbindung. Interessenten können bereits jetzt über www.tchiba.com/netzwellen mitmischen.

Termin: Donnerstag, 20 Uhr, Großer SR-Sendesaal. Eintritt frei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort