Erinnerungen an eine Ikone der Schwulenszene Saar Walter wird Waltraud und findet Lilly als spätes Glück (mit Bildergalerie)

Saarbrücken · Als erste Transfrau des Saarlandes war die kürzlich verstorbene Waltraud Schiffels (76) eine politische Figur und bekannt wie ein bunter Hund. Doch seit Jahren lebte sie nur noch für Lilly Schumann (85), die Liebe ihres Lebens. Sie erzählt, warum.

So lebte das Vorbild Waltraud Schiffels
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So lebte das Vorbild Waltraud Schiffels

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Foto: Lilly Schumann/NN/Lilly Schumann

Saarbrücken hatte Anfang der 90er Jahre seine Sensation. Wer dabei war, erinnert sich an das eigene Befremden. Walter trug plötzlich strahlendes Blond, ziemlich viel Make-up, seidig glänzende Blusen und schwingende Röcke. Unverändert war: Er flirtete immer noch so hinreißend wie eh und je, war warmherzig-herzlich, zugewandt. Bei unverhofften Begegnungen wusste man nicht, wohin mit der eigenen Verlegenheit und all der Neugier. Weil ja längst Stadtgespräch war, was „der Schiffels“ von der Volkshochschule Saarbrücken da in Gang gesetzt hatte: eine „Geschlechtsumwandlung“. Um Himmels Willen, ein verheirateter Mann! Man wusste nichts und spekulierte umso mehr – über Walters angebliche Homosexualität und sein Transvestitentum. Dabei hätte man Waltraud, wie Walter nun hieß, einfach frei heraus fragen können, sie hätte ebenso frank und frei Antwort gegeben. So, wie sie es später in unzähligen Fernseh-Talkshows und ihren Büchern tat, die hießen „Im falschen Körper“ (1991) oder „Im Rock“ (1990).