Beatles-Bandgeschichte Als aus den „Fab Four“ vier verhärmte Hippies wurden

Frankfurt · Vor 50 Jahren haben sich die „Beatles“ aufgelöst. Zuvor gab es jahrelang Streit, vor allem zwischen den kreativen Köpfen Paul McCartney und John Lennon.

 Das berühmte Cover des Beatles-Albums „Abbey Road“.

Das berühmte Cover des Beatles-Albums „Abbey Road“.

Foto: dpa/Apple Corps Ltd

Gerade der „Beatle“, der die Gruppe immer zusammenhalten wollte, wirft schließlich entnervt das Handtuch. Am 10. April 1970 veröffentlicht Paul McCartney eine Pressemitteilung als „Interview mit sich selbst“: „Vermisst du die Beatles? – Nein. Planst du noch weitere Aufnahmen mit den Beatles? -– Nein!“ Das Statement kurz vor der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums markiert das offizielle Ende der berühmtesten Band der Welt. Doch zu diesem Zeitpunkt sind die „Beatles“ längst Geschichte.

Schon seit Jahren haben sich die vier britischen Musiker – alle nicht einmal 30 Jahre alt – auseinandergelebt. Ständige Streitereien, vor allem zwischen den beiden kreativen Köpfen McCartney und John Lennon, haben die Band zermürbt. Seit dem letzten Konzert der „Fab Four“ sind vier Jahre vergangen. Und längst gehen der Gitarrist George Harrison und Schlagzeuger Ringo Starr eigene Wege: Zu lange sind sie von den beiden egomanischen Hauptsongschreibern ignoriert worden.

Die „Beatles“ sind ausgebrannt und frustriert. Aus den witzigen Pilzköpfen aus Liverpool, die mit ihrer lebensfrohen Musik Mitte der 60er Jahre eine weltweite „Beatlemania“ auslösten, sind vier verhärmte Hippies geworden. Die Lust an dem „Beatles“-Projekt haben zumindest John, Ringo und George lange verloren. Über die weitere musikalische und auch geschäftliche Zukunft sind sich die Bandmitglieder uneinig.

Paul McCartney bleibt auch in der Zeit des langsamen Niedergangs der kreative Motor, der heimliche Kopf der „Beatles“. Dem smarten Bassisten gelingt es durch gutes Zureden und diplomatisches Geschick immer wieder, die Band zum Arbeiten in die Aufnahmestudios zu bringen.

Um das Jahr 1966 hat John Lennon innerlich gekündigt und im Streit um den Posten des Bandchefs den Weg für McCartney frei gemacht. Im selben Jahr verliebt sich Lennon in die japanisch-amerikanische Künstlerin und Aktivistin Yoko Ono. Auch unter ihrem Einfluss entfremdet sich der exzentrische Musiker zunehmend von seinen Bandkollegen. McCartney treibt indes experimentierfreudig die musikalische Entwicklung der Band voran. Im Studio entsteht das Meisterwerk „Sgt. Pepper‘s Lonely Hearts Club Band“ (1967).

Doch schon 1968, bei den Aufnahmen des von Fans nur „Weißes Album“ genannten Folgewerks, ist Endzeitstimmung spürbar. Die Spannungen nehmen zu, als Yoko Ono sich bei der Studioarbeit einmischt. Für viele „Beatles“-Fans ist sie bis heute die Hauptverantwortliche für das Auseinanderfallen der Band. Doch so einfach ist es mit der Schuldfrage nicht, betont Martin Schmidt, Mitinhaber des privaten „Beatles Museums“ in Halle an der Saale: „Das Ende der ‚Beatles‘ war ein Zusammenspiel vieler Gründe“, sagt er. Seit ihrer ersten Single „Love Me Do“ (1962) habe das Quartett eine unglaublich erfolgreiche, aber auch kräftezehrende Karriere miteinander erlebt. „Daran gehen auch beste Freundschaften zu Bruch“, sagt Schmidt.

Die Schwanengesänge auf die „Beatles“ sind spätestens 1969 unüberhörbar. Anfang des Jahres steigt Harrison bei Aufnahmen für den geplanten „Beatles“-Film „Let It Be“ kurzzeitig aus der Band aus. Mit dem Projekt wollte McCartney die Band zusammenzuführen. Noch einmal raufen sich die Beatles im Frühjahr zusammen, nehmen ihr letztes gemeinsames Album „Abbey Road“ auf. Im Juli veröffentlicht Lennon seine erste Solo-Single „Give Peace A Chance“, die auch seinen weiteren Weg als Friedensaktivist markiert.

Sechs Tage bevor „Abbey Road“ im September 1969 erscheint, besiegelt John Lennon faktisch das Ende der „Beatles“. „Ich löse die Band auf. Und das fühlt sich gut an. Wie eine Scheidung“, sagt er seinen Mitmusikern. Der Ausstieg wird geheim gehalten, um den Verkauf der neuen Platte nicht zu gefährden. Starr und McCartney beginnen daraufhin Ende des Jahres mit Arbeiten für ihre ersten Soloalben. Diese wollen sie vor dem „Beatles“-Album „Let It Be“ veröffentlichen, dessen Songs noch vor „Abbey Road“ entstanden sind.

Als im Mai 1970 „Let It Be“ parallel zum gleichnamigen Film erscheint, existieren die „Beatles“ nicht mehr. Begleitet von Zank haben Starr und McCartney zuvor ihre eigenen Alben veröffentlicht.

In der Folgezeit widmen sich die Ex-„Beatles“ mit unterschiedlichem Erfolg ihren Solokarrieren. Zur von den Fans erhofften Wiedervereinigung kommt es nie: Lennon wird 1980 ermordet, Harrison stirbt 2001 an Krebs. 50 Jahre nach ihrer Auflösung sind die „Beatles“ längst ein Teil der Kulturgeschichte, würdigt Martin Schmidt vom „Beatles Museum“: „Man hat ihre Melodien im Kopf – das bleibt.“

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