Vogelgezwitscher und Musik mit „kleinem Besteck“

Jochen Distelmeyer, bekannt als Sänger und Gitarrist von Blumfeld, verfolgt seit der Auflösung der Gruppe 2007 eine Solokarriere. Nächste Woche erscheint mit „Songs from the bottom Vol. 1“ ein Akustik-Album mit englischsprachigen Coverversionen von Stücken aus den letzten vier Jahrzehnten. Über das Album hat SZ-Mitarbeiter André de Vos mit Distelmeyer gesprochen.

 Jochen Distelmeyer, einst Sänger bei Blumfeld, nun solo und als Autor („Otis“) aktiv. Foto: Sven Sindt

Jochen Distelmeyer, einst Sänger bei Blumfeld, nun solo und als Autor („Otis“) aktiv. Foto: Sven Sindt

Foto: Sven Sindt

Man kann auf dem Album Vogelgezwitscher hören, wenig Klavier, kein Schlagzeug. Warum ist die Platte musikalisch so reduziert?

Distelmeyer: Weil ich die Stücke so auch live gespielt habe. "Toxic" von Britney Spears, "I read a lot" von Joni Mitchell, "Pyramid song" von "Radiohead" oder "This old road” von Kris Kristofferson sind genau die Versionen, die ich auch auf den Lesungen vorgetragen habe. Ich wollte, dass das kein großer Aufwand wird, sondern sie quasi im "First-Take-Verfahren" aufnehmen. Da war es nahe liegend, dass man das mit "kleinem Besteck" macht, mit Akustik-Gitarre oder hier und da mit Klavier.

Wie kamen Sie auf die Idee, Lieder, die Sie bei Lesungen zwischendurch spielen, mit anderen Songs zu einer ganzen CD auszubauen?

Distelmeyer: Ich habe bei den Lesungen drei, vier, fünf Songs eingeflochten, die thematisch mit meinem Roman "Otis" zu tun haben oder die ich zu der Zeit gehört habe, als ich "Otis" schrieb. Bei allen Lesungen fragte man mich: Gibt es das denn irgendwo zu kaufen? Und da ich sowohl bei Blumfeld als auch solo bisher Coverversionen immer nur live vorgetragen habe oder hier und da auf B-Seiten hatte, kam nach drei Wochen Lesereise die Idee: Warum eigentlich kein Album?

Der Schwerpunkt der zwölf Songs liegt mit Joni Mitchell, Al Green und Pete Seeger auf den 60ern und 70ern. Sind Sie über diese Künstler zur Musik gekommen?

Distelmeyer: Nein, ich hatte eigentlich mit Punkrock angefangen. In den Jahren bei Blumfeld habe ich mich zu anderen Songwritern hin orientiert, die mir gefielen. Neben Leonard Cohen und Bob Dylan, die schon sehr früh für mich von Bedeutung waren, sind das eben auch Leute wie Joni Mitchell.

Interessant ist, dass ein Stück des britischen Komikers Ivor Cutler (1923-2006) auftaucht. Teilen Sie dessen hintergründigen Humor?

Distelmeyer: Ja, vielleicht. Ivor Cutler erinnert mich immer an so eine Person wie Hanns Dieter Hüsch. Auch wenn Cutler von der Haltung her ein britischer Exzentriker ist, der mit einem scheinbaren Kleinkunst-Verständnis da am Harmonium oder an der Orgel so seine Sachen macht, ist er ein Songwriter, Dichter und Musiker, den ich sehr ernst nehme.

Ist ein "Vol. 2" schon in der Planung?

Distelmeyer: Das Album ging locker und lässig genug von der Hand - die Möglichkeit für "Vol. 2" und "Vol. 3" ist eröffnet.

Jochen Distelmeyer: Songs from the bottom Vol. 1. (Sony). Konzert: 14. April, Frankfurt.

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