Vertonter Großkönig: „Le Roi David“ in Saarbrücken

Saarbrücken · Die alttestamentliche Figur König David ist unnahbar, Auserwählter, Gesegneter, Kriegsfürst, Machtmensch und gottesfürchtiger Israelit zugleich. Höhen wie diese erschweren zunächst eine Identifikation. Doch betrachtet man Davids gute wie schlechte Taten vor dem Hintergrund seiner späten Selbsterkenntnis, ergibt sich ein sehr nahbares Bild. Überlegungen, die vielleicht auch den französischen Dramatiker René Morax umtrieben, als er ein Bühnenstück über das illustre Leben des Großkönigs konzipierte, für dessen Vertonung 1921 er den jungen Arthur Honegger engagieren konnte.

Am Samstagabend erklang "Le Roi David" in der Pfarrkirche St. Michael als "Tutti-Projekt" der Hochschule für Musik Saar (HfM) zusammen mit dem "ChorWerk Saar". Das formidable große Bläserensemble war Dreh- und Angelpunkt des höchst atmosphärischen Erlebnisses. Ob schwelgend himmelwärts, spröde hinterfragend oder entfesselt archaisch; die Instrumentalisten beherrschten zu jedem Zeitpunkt das an Klangfarben und Kontrasten überaus reiche Oratorium. Auch die mal sanften, mal wuchtigen Chorpartien waren wirkungsvoll. Ins Gedächtnis brannte sich der "Chor des Volkes" ein, der eindringliche Wunsch nach Gottes Schutz und Macht. Momente tiefer Bewegtheit bescherten die neun Solisten, die wohltuende Ruhepausen in der drängenden Szenenabfolge gestalteten. Elia Merguet füllte seine Rolle des "Erzählers" mit großer Sensibilität und Leidenschaft aus. Dieses Kooperationsprojekt unter der inspirierenden Leitung von Georg Grün, das Mut und Können erfordert und bewiesen hat, wird lange nachklingen.

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