St. Ingberter Pfanne Verköchelt statt knackig

St.­Ingbert · Der dritte Tag des Wettbewerbs „St. Ingberter Pfanne“ bot solide Kleinkunst, war aber keine Offenbarung.

 Das schaut aus wie eine Fahrstunde des Grauens: das Duo Paul & Willi.

Das schaut aus wie eine Fahrstunde des Grauens: das Duo Paul & Willi.

Foto: Kerstin Krämer/Kerstin Kraemer +49/(0)177-196

  Nicht gerade der stärkste Wettbewerbsabend der St. Ingberter Pfanne war der Dienstag. Als „krassester banger im game“, mit scharfer Zunge und schwarzem Humor angekündigt war der als Poetry Slammer bekannt gewordene Thomas Spitzer, zu dessen moralischer Unterstützung eigens seine TV-Kollegin Hazel Brugger im Publikum mitfieberte. Wer jedoch, wie der Nachname suggeriert, auf „Zuspitzung“ gehofft hatte, wurde enttäuscht: Tatsächlich kam „Super Funny“, das erste Comedy-Soloprogramm des Freiburgers, hier als überraschend biederes und mau gewürztes Pfannengericht daher. Verbale Feinkost? Tabu-Brüche nach aparter Rezeptur? Scharf angebratene Wortspiele? Fehlanzeige. Stattdessen servierte Spitzer neben wenigen gewollt dilettantischen Reimen überwiegend nicht wirklich pikante Belanglosigkeiten, die durch überlanges Erhitzen fade verköchelten. Kotz-Orgien, Porno-typische Sperma-Ergüsse und unter Burkas manifestierte Pupse waren eher geschmacklos denn provozierend. Ein paar Schlagfertigkeiten, kluge Gedanken zu Beziehungen und einige trockene Sprüche machen halt noch keinen satirischen Guerilla-Koch.

Fast ohne Worte beziehungsweise nur mit einer verdächtig nach Holländisch klingenden Kunstsprache kam danach die „Geräuschpantomime“ von Paul & Willi aus. Wer das Duo schon bei der Regionalverbands-Reihe „Comedy im Herbst“ erleben durfte, weiß, wie schreiend komisch es sein kann und welche schweißtreibende Perfektion seine um akustische Zuspielungen ergänzte Schauspielkunst erfordert. Hier jedoch kamen viele Gags in den hinteren Reihen der Stadthalle nicht an, weil manch verrückter Einfall auf die Distanz nicht zündete und auch diverse Feinheiten im Mienenspiel verloren gingen. Schade. Außerdem waren die beiden dramaturgisch schlecht beraten, das Plaudergeplänkel zwischen den eigentlichen Nummern nicht drastisch zu kürzen: Das gehört zwar zum Konzept, weil es viel über die Beziehung der beiden Kunstcharaktere erzählt, trägt aber nur innerhalb einer abendfüllenden Show – nicht bei einem Kurzauftritt.

 Thomas Spitzer

Thomas Spitzer

Foto: Alexander Urban

Zum Abschluss gab‘s wieder eine Musikgruppe. Vokalterzett zu viert oder Boygroup mit Dame? Das Quartett Vocal Recall ist ein Gesangstrio, das sich bei einem Pianisten und einem leider oft wenig eleganten elektronischen Rhythmusknecht Unterstützung holt. Vocal Recall setzen auf Nummer sicher: Wer Hits, ob aus Klassik oder Pop, witzig und mit originellen Wortspielen neu betextet und außerdem die Moderationslast mit kabarettreifen Dialogen auf sämtliche Schultern verteilt, der kann nichts falsch machen. Zumal hier auch das Handwerk stimmte – sehr schön etwa der gregorianische Steuererklärungs-Choral. Charmant, wenn auch manchmal ein bisserl zu brav.

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