Deutschen Bibliotheksverband Verband: Bibliotheken helfen gegen Einsamkeit

Berlin · Sind Bibliotheken in Zeiten von Internet und Smartphones überflüssig? Wer beim Deutschen Bibliotheksverband nachfragt, bekommt eine eindeutige Antwort: Die Zahl der Besuche steigt, Bibliotheken sind nach wie vor beliebt.

„Das hängt damit zusammen, dass sie Orte sind, an denen man sich trifft, zusammenarbeitet, kommuniziert und relativ niedrigschwellig Zugang findet“, sagte der Bundesvorsitzende Andreas Degkwitz der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Man ist frei von jedem Kommerz, kann sich austauschen und sich in angenehmer Atmosphäre aufhalten.“

Laut den jüngsten Erhebungen des Verbands ist die Zahl der Bibliothekenbesuche in Deutschland 2018 auf 220 Millionen leicht gestiegen. 2017 waren es 218 Millionen Besuche. Rund 340 Millionen Bücher, Filme und Musiktitel wurden 2018 ausgeliehen. Belletristik wird laut Degkwitz im Regelfall gerne in gedruckten Büchern gelesen. Fachbücher oder Reiseführer gibt es demnach oft digital.

In den Kommunen und Städten gebe es Orte wie Büchereien immer weniger, so Degkwitz. „Ich hatte neulich mal ein Gespräch mit einer Bekannten, die sagte mir: In unserem Vorort sind inzwischen die Banken durch Geldautomaten ersetzt worden. Es gibt einen Supermarkt, alle kleinen Geschäfte sind weg. Was noch geblieben ist, ist die Bibliothek. Das ist nun eigentlich der einzige öffentliche Ort, wo man noch hingehen kann, um jemanden zu treffen.“

Degkwitz hat dabei die alternde Gesellschaft im Blick. „Diese Einsamkeit, die sich im Alter einstellt, ist erschreckend. Das wird ein großes Problem für uns werden mit den vielen Menschen, die alleine leben.“ Eine Bibliothek sei eine unkomplizierte Möglichkeit, einen Platz zu bekommen, zu lesen, sich zu unterhalten und zu schauen, was rundherum passiert. „Das fehlt vielen Menschen“, sagte Degkwitz (63), der Direktor der Universitätsbibliothek der Humboldt Universität zu Berlin ist. Als Herausforderung sieht er, dass viele Bibliotheken in Deutschland ehrenamtlich geführt seien. „5500 von 8700 Standorten öffentlicher Bibliotheken werden ehrenamtlich betreut.“ Es sei großartig, dass so viele Menschen bereit seien, eine solche Aufgabe als Ehrenamt zu übernehmen. „Zugleich müssen wir darauf hinwirken, dass genügend Expertise und Qualifikation vor Ort verfügbar ist.“

In Bibliotheken spiegele sich auch die Gesellschaft, etwa, wenn sich dort Obdachlose aufhalten. „Was meine Bibliothek betrifft, versucht man, so großzügig wie möglich zu sein“, sagt Degkwitz.

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