Trikont, ein Musikverlag-Original Trikont, ein linkes Musikverlag-Original, wird 50

München · (dpa/SZ) Morgen lässt der Trikont-Musikverlag die Sektkorken knallen: Der alternative Münchner Verlag wird 50. Trikont ist ein typisches Kind der späten 60er, der politisch motivierten Alternativ- und Protestbewegung. Mit Büchern fing man an. 1972 kam die Musik dazu. Seitdem brachte die Plattenfirma, so Trikont-Chef Achim Bergmann, knapp 500 Schallplatten und CDs heraus.

(dpa/SZ) Morgen lässt der Trikont-Musikverlag die Sektkorken knallen: Der alternative Münchner Verlag wird 50. Trikont ist ein typisches Kind der späten 60er, der politisch motivierten Alternativ- und Protestbewegung. Mit Büchern fing man an. 1972 kam die Musik dazu. Seitdem brachte die Plattenfirma, so Trikont-Chef Achim Bergmann, knapp 500 Schallplatten und CDs heraus.

Dass das Team um den mittlerweile 74-jährigen Label-Chef, auch ohne sich je dem Kommerz anzubiedern, durchaus eine Spürnase für mehrheitstaugliche Songs hat, bewies es schon 1978. Das Akustik-Duo „Dicke Lippe“ veröffentlichte auf Trikont den Song „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt“. Rund 1000 Mal habe sich der Titel verkauft – und damit offenbar große Schallplattenfirmen neugierig gemacht. Als das Duo später „Geier Sturzflug“ gründete und zu einem großen Label ging, avancierte der jetzt als „Bruttosozialprodukt“ betitelte Song zu einem der größten Hits der „Neuen Deutschen Welle“. „Die Industrie hat da natürlich ganz andere Möglichkeiten bei der Vermarktung, das muss man als Indie-Label akzeptieren“, sagt Bergmann. Dennoch: Richtig wirtschaftlich knapp wurde es für ihn nur in den frühen 80ern. „Da zerbröselte die Struktur der alternativen Bewegung im Bürgertum“, sagt Bergmann, der das Label gemeinsam mit seiner Frau Eva Mair-Holmes leitet. Damit habe man die Hauptkäuferschicht eingebüßt, die Folge war 1986 die Einstellung des Buchverlages.

Letztendlich habe man eine Nische gefunden: Musik, die auch mal ohne politische Nachricht auskommt, nie aber ohne originelle Note. Künstler wie die Liedermacher Hans Söllner und Georg Ringsgwandl, der Musiker Coco Schuman oder Bands wie Schroeder Roadshow füllen diese Trikont-Nische aus. Dazu kommt eine politisch engagierte Haltung, die Trikont ausmacht. Wie beschreibt Hans Söllner das Prinzip Trikont? „Sie machen nirgends mit und schauen meist nicht darauf, ob etwas Geld bringt.“

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